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Nach der Scheidung hatte Mom den Tick, daß Wochenendausflüge nicht nur dem Vergnügen sondern auch der Belehrung dienen sollten. Dieses Mal war eine Wanderung auf dem Appalachian Trail im Westen von Main dran. Doch wie alle anderen Ausflüge zeichnete auch diesen ein lautstarker Streit zwischen Mom und dem halbwüchsigen Pete aus. Die knapp 10-jährige Trisha versuchte erst noch zu vermitteln, dann mit Rufen auf sich aufmerksam zu machen. Als das nichts fruchtete, ging sie eben ohne sich abzumelden mal kurz in das Gehölz eines Nebenwegs, um zu 'pinkeln'. Ein fataler Fehler, wie sich bald herausstellen sollte. Um schneller aufzuholen, versuchte Trisha eine Abkürzung durch den Wald zu nehmen, mit der Folge, daß sie sich verirrte. Trishas einzige Verbindung zur zivilisierten Welt war ein Walkman mit Radioteil. Wie ihr Dad ein Red-Sox-Fan, bildeten die allabendlichen Übertragungen der Baseballspiele ihren einzigen Trost. Den hatte sie weiß Gott nötig. Nach einer Woche glaubte nämlich niemand mehr, daß man Trisha jemals lebendig wiederfinden würde ...
Manchmal werden Wünsche wahr! Zeigte schon der letzte Stephen-King-Roman (Atlantis) eine wieder ansteigende Tendenz zum Guten, kommt 'Das Mädchen' nun auch noch ohne jede unnötig seitenfüllende Aufblähung aus. Ein genial einfacher Plot und ein kleingehaltenes Personaltableau, in der Hauptsache das Mädchen Trisha, reichen zu einem vollendeten Kabinettstück des Grauens. Wie Stephen King das Mädchen höchst glaubwürdig zwischen Pfiffigkeit und Todesangst lavieren läßt, macht ihm so schnell keiner nach und beweist einmal mehr sein eloquentes Einfühlungsvermögen in die Seelenwelt verlassener Kinder.
Weitere Besprechungen zu Werken von Stephen King siehe:
Büchernachlese-Extra: Stephen King