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Charlotte Köttgen (Hg.)

Aus dem Rahmen fallen

Kinder und Jugendliche zwischen Erziehung und Psychiatrie
Psychiatrie Verlag, Bonn 1990, 225 S., ISBN: 3-88414-116-3, >>> Amazon
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Es hat den Anschein, als würde unter dem Ost-West-Mauerschutt so manches Thema begraben, das eigentlich von größter Präsenz sein müßte.
Kinder, insbesondere "behinderte" Kinder gehören zu einer "Minderheit". Nicht, weil es etwa so wenige davon gäbe, sondern weil sie im Gegensatz zur Minderheit der Wirtschaftsmagnaten über keine wirkungsvolle Lobby verfügen. Man denke nur an das unrühmliche Ende des Kitastreikes in Westberlin. Spätestens zu diesem Zeitpunkt bekommt die Frage nach der eigentlichen Prioritätensetzung der VertreterInnen unseres Gemeinwesens einen bitter-zynischen Beigeschmack, und an die großformatig plakatierten Zukunftsversprechungen mag glauben, wer will - diese waren und sind vermutlich nur von rein ästhetischer Relevanz.
Die Flickschuster unseres Systems - ErzieherInnen, LehrerInnen u.a. geben aber noch nicht auf!
AUS DEM RAHMEN FALLEN ist eine Sammlung engagierter Aufsätze ganz offensichtlich kompetenter SozialarbeiterInnen, PsychologInnen und ÄrztInnen, die den Binnenraum staatlicher Fürsorge für unsere Kinder untersuchen und zur Diskussion stellen.
Charlotte Köttgen z.B. erscheint es zynisch, "wenn von konservativer Seite immer wieder die Tatsache beschworen wird, daß linksgerichtete Kräfte planten, die Familie zu zerschlagen; die Familie ist als funktionsfähige soziale Erwerbs-und Lebensgemeinschaft seit Jahrzehnten zerschlagen, und zwar durch eben diese gesellschaftlichen Produktionsbedingungen, für die gerade jene Konservativen sich unüberhörbar einsetzen."
Die in dem Buch beschriebenen Zielsetzungen bleiben aber mit ihren Forderungen durchaus im reformerischen Rahmen. Vorrangig gilt es die Erkenntnis zu verdeutlichen, daß das Hin und Herschieben von Kindern und Verantwortlichkeiten nicht mehr der Weisheit letzter Schluß sein kann. Im Rahmen des Möglichen sollen ÄrztInnen aus der Psychiatrie und PädagogInnen zusammenarbeiten, das Kind möglichst kontinuierliche Betreuung erfahren und immer näher innerhalb der Gesellschaft leben können. Ein dazu vorgestellter und positiv gewerteter Entschluß Hamburgs macht Hoffnung.
Es ist leider nicht möglich auf alle in diesem Buch vertretenen Beiträge einzu-gehen, wiewohl jeder beachtenswert ist, da alle zusammen Kindererziehung theoretisch, praktisch, selbstkritisch und historisch (s. dazu: "Über den Tellerrand vierhundertjährigen Denkens" von S. Richter und "Anything goes?" von F. Peters) vor Augen führen. Wer an dem War-, Ist- und Werdezustand möglicher Kindererziehung interessiert ist, kommt an diesem Buch nicht vorbei.

Buechernachlese © Ulrich Karger


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