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Christian Kracht, Jahrgang 1966, gibt sein Debut mit "FASERLAND". Ein
nicht nur namenloser Ich-Erzähler durcheilt per Flugzeug, Bahn und
altem Porsche die Republik, von Sylt bis an den Bodensee. Ohne eigene Mitte,
lediglich von den nicht erfüllten Geschmäcklichkeiten der Neuauflage
eines Junkers nach Gutsherrenart geplagt, säuft und kotzt dieses Ich
in einem fort. Wie alt es ist, läßt sich nur schwer erraten.
Vermutlich wie der Autor Ende zwanzig. Woher der Held das Geld für
seine Eskapaden nimmt, ist dem Autoren ebenfalls egal. Deutschland wird
zum Dorf, gerade noch auf Sylt zusammengesessen, trifft "man" sich am Bodensee
schon wieder, ohne je ins Gespräch zu kommen. Ihm kann man nichts
mehr erzählen. Er sieht doch selbst wie es ist.
Tatsächlich gelingen
dem Autoren eine Vielzahl von bemerkenswerten Beobachtungen und Assoziationen.
Die durchgängig genannten Markennamen werden dabei zu den Chiffren
eines zwanghaften Über-Ichs, das sich kurz mit Werbe- und Konsumgesellschaft
überschreibt. Aber das Alles erweist sich letztlich dann doch nur
als plakatives Geschwätz, ohne je etwas "wirklich" zu durchdringen.
Bei ihm ist etwas oder jemand lediglich "wirklich charmant", "wirklich
schön" oder "wirklich blöde". Letzteres fällt
auf den Erzähler dann auch heftig zurück, wenn er z.B. meint,
daß "alle Deutschen" ab einem bestimmten Alter "wie komplette
Nazis" aussehen, aber offenbar ahnungslos auf dem Berliner Flughafen
Tempelhof "das Erhabene des Fliegens unterstrichen" sieht und zu
schlechter Letzt die Literatur von Hermann Hesse mit der Heldengotik eines
Ernst Jünger in einen Topf wirft. (Die Bücher von Frisch und
Dürrenmatt findet er ebenfalls allesamt "dämlich"...)
Provokation oder gar Rebellion gegen Apo-Opas bzw. die Elterngeneration
des Autoren? Das wäre dann schon das Plastikhämmerchen, aber
selbst das legt er auf den letzten Seiten plötzlich beiseite, um auf
einmal den Kindern etwas zu erzählen: "(...), von den Auserwählten,
die im Innern der Maschine leben, die gute Autos fahren müssen und
gute Drogen nehmen und guten Alkohol trinken und gute Musik hören
müssen, während um sie herum alle dasselbe tun, nur eben ein
ganz klein bißchen schlechter."
Nur das Ende läßt noch für den Autoren hoffen, denn
da scheint sich das Phantom eines Ich-Erzählers seiner selbst entledigen
zu wollen, was kaum jemand bedauern dürfte.