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"Wenn im November/die Vögel an der Tür klopfen/ oder flüchten/und
das Glück durch die Hintertür entwischt/..."
"... /doch daß Du mir als Engel erschienest,/ traute ich mich
nicht träumen./ Seit wann gibt es Engel mit Glatze und grauem/Baumwollhemd?/ ..."
"Ich habe Krebs./Du hättest mich doch heiraten können/und
dann die andere./ ..."
Mit knapp 50 Jahren zieht Carla Kraus Billanz, ... eine traurige Billanz.
Ihre Erzähl-Lyrik liest sich von vorne nach hinten als ein herber
Abgesang an ein "Glück", das eh schon nur noch in den sogenannten
kleinen Dingen gesucht wurde.
Im Gegensatz zu Verschenktexten, die jede/r sich schenken kann, bleibt
die Autorin hart in ihrer Wirklichkeit ... stecken? Vergilbte Photographien,
angestaubte Briefbündel erinnern an nicht erfüllte Hoffnungen,
die zudem vom eigenen Lebensalter und dem der An-Geliebten ins endgültige
Aus gerückt sind. Die ersten sterben ... Und hier bringt sie einen
längst überholt geglaubten Aspekt neu ein. Sie reibt sich an
ihrem Gott, wie es die alten Psalmisten taten, ohne Frömmelei und
Süßholzgeraspel und zieht daraus eine letzte, ins Unendliche
vergrößerte Hoffnung: die Hoffnung auf ein erlösendes Jenseits.
Wer sich bis dahin noch nicht herausgefordert fühlte, wird nun Farbe
bekennen müssen. Es ist sehr leicht emanzipiertes Verhalten zu fordern,
aber wer in der Krise steckt, braucht überschaubare Zielsetzungen.
Den ersten Schritt stellt Carla Kraus zur Diskussion: Gestützt von
ihrem Glauben ans vereinende Jenseits konnte sie immerhin schon Billanz
ziehen, sich und ihrem Leben in den Spiegel schauen. Und ab jetzt heißt
es in Bewegung bleiben.