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Da tanzt sich einer durchs Leben, alles was ihm begegnet, wird zu einer
Geschichte, die er dann den anderen vorträgt, in der Hoffnung, bei
denen den verbauten, inneren Ton wieder zum Schwingen zu bringen. Und der
trifft auf eine Frau, die sich ihm entzieht, die weder zum Repertoire seiner
Geschichten, noch bei sich Töne angeschlagen haben will. Reinhard
Krott hebt in neun Szenen und einem Prolog den Vorhang und zeichnet dahinter
sehr stimmungsvoll das Bühnebild und den inneren Spielraum seiner
Protagonisten. Wie in einem Vexierbild bewegen, sprechen und denken sich
die beiden aneinander vorbei. Zu Beginn der Erzählung wird Ira vorgestellt.
Ihre 'tiefschwarzen, geheimnisvollen Augen' geben dem Betrachter keinen
Anhaltspunkt, spiegeln nichts wieder, was in ein Schubladensystem passt.
Ein Hauch von E.A. Poe und Gänsehaut umgibt diese resignierende Einzelkämpferin,
so daß der nach Harmonie Strebende sich bereitwillig in der nächsten
Szene auf die romantisch bunte Vorstellungswelt des Tänzers einlassen
wird. Aber auch die wird entlarvt, formt vor seinen Augen im besten Wollen
die Welt nach seinem Bilde, will einordnen, verfüg- und verstehbar
haben, was zuletzt doch nur zur Illusion gerinnt. Mit seinen 25 Jahren
beweist R.Krott in seiner Erzählung eine erstaunlich reife Sicht in
Sachen Liebe, tastet sich damit von seinen beiden Antipoden her immer näher
an den schmalen Grat des Möglichen im Miteinander der Menschen. Abgrenzung,
die zur Ausgrenzung führt, reibt sich an einer Verbindlichkeit, die
auf den ersten Blick freundlicher scheint, aber genauso ein wirkliches
Annehmen des Anderen ausschließt.
Der Autor entläßt einen
von Anfang bis Ende des Buches nicht aus dieser Spannung, und es braucht
einige Zeit, bis man sich wieder in den Sessel seines eigenen Standpunktes
zurückfallen lassen kann. Am Ende des Buches erscheint es dann kleinlich,
sich an einige typische Anfängerfehler zu erinnern. Auf den ersten
Seiten hilft einem aber nur die Neugier über das willkürliche
Wechseln der Erzählebene innerhalb eines Satzes, was nicht 'eigenwillige
Sprache' sondern einfach falsch und störend ist. Ein Lektor hätte
da einiges zu tun, was der Mühe aber sicher wert wäre, da das
Erstlingswerk zugleich zu einem Vermächtnis geworden ist.
Reinhard
Krott ist noch vor Drucklegung des Buches durch einen Unfall ums Leben
gekommen.