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Erst scheint es noch ein ganz gewöhnlicher Tag im Leben von Florian zu werden, dann setzt sich auf seinen Kopf ein Spatz. Wenig später gesteht ihm die einen Kopf größere und ein Jahr ältere Katja, dass sie in ihn verliebt sei. Beide zusammen lernen schließlich auch noch Frau Raaphorst kennen, die nur einen Schuh anhat und ihre Gabel nicht findet - und damit eigentlich ihren Hausschlüssel meint.
Guus Kuijer legt nach Das Buch von allen Dingen mit "Ein himmlischer Platz" erneut eine hinreißende Erzählung vor, die sich jedweder Alterszuordnung nach oben hin entzieht. Traumhaft surreale Momente werden hierin abgelöst von blanker Situationskomik oder jener Melancholie, die wohl jeder kennt, aber kaum einer so wunderbar zum Klingen bringen kann wie der preisgekrönte holländische Autor und seine Übersetzerin Sylke Hachmeister.
Aus Florians Perspektive, einem in der Schule wegen seiner Hochbegabung oft unterforderten Jungen, bergen die Welt und nicht zuletzt seine Mitmenschen ihn stets aufs Neue in Erstaunen versetzende Rätsel. Zwischen diskussionssüchtigen Eltern, einer ihn langweilenden Lehrerin, einer selbstbewusst verliebten Katja und der an Alzheimer erkrankten Frau Raaphorst seinen Platz zu finden, ist nicht leicht, aber keinesfalls hoffnungslos.
Florian versucht sich in der Welt zurechtzufinden, sie zu deuten und sich in Worten anzueignen - und wird dann doch immer wieder überrascht, was seiner Deutung an Erlebnissen und Gefühlen entgegensetzt wird und ihn damit erneut herausfordert. Auf ganz andere Weise als Frau Raaphorst, deren Erkrankung keineswegs abgemildert oder gar denunziert wird. Und ganz anders als Katja, die einfach nur fühlt, sagt und tut, was sie will - aber keinem der Handlungsträger wird die eigene Deutungshoheit abgesprochen. Den klärenden Dialog zu führen, ist nicht unmöglich, bedarf aber mal mehr und mal weniger Mut. Und wenn sich einem ein Spatz auf den Kopf setzt, ist das eben auch nicht zu erklären - jedenfalls zu Anfang nicht ...
Wer sich und andern eine Freude bereiten will, wird mit diesem Buch nichts falsch machen - egal wo man es liest, der Ort wird zu einem himmlischen Platz befreiender Deutungen.
Weitere Besprechungen zu Werken von Guus Kuijer siehe:
Guus Kuijer: Das Buch von allen Dingen (2006)
Guus Kuijer: Ein himmlischer Platz (2007)