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Der Zigarettenbaron Pak Raja liegt im Sterben. Vor seinem Tod möchte er eine gewisse Jeng Yah noch einmal sehen. Seine drei Söhne sind ratlos - was hat es nur mit dieser Frau auf sich, bei der allein die Erwähnung des Namens ihre Mutter schon wütend macht? Wiewohl auch untereinander zerstritten, machen sich die drei auf eine Reise, die sie noch viel weiter als nur von Jakarta nach Java führt …
"Das Zigarettenmädchen" ist bereits der fünfte Roman der indonesischen Autorin Ratih Kumala.
Die Geschichte in der Gegenwart, in der drei Brüder dem letzten Willen ihres Vaters Rechnung tragen, bildet den Rahmen für eine weit über hundert Jahre zurückreichende Geschichte zweier Männer, die ihr Glück mit der Herstellung von Zigaretten suchten und dabei zu erbitterten Konkurrenten wurden. In dieser Familiensaga, die zugleich die Entwicklung der in Indonesien bis heute nachhaltig prägenden Tabakindustrie nachzeichnet, spiegeln sich zugleich die politischen und gesellschaftlichen Hintergründe des Landes auf dem Weg zur eigenständigen Republik.
Vor dem Eintauchen in diesen Roman sei jedoch dringend die Lektüre des 3 ½ Seiten umfassenden Glossars empfohlen, denn nur dann erschließt sich einem die so flüssig wie eingängige Übersetzung ohne Problem. (Die anfangs womöglich häufigere Nutzung des Glossars spricht denn auch eher für die Printausgabe als das E-Book zum Roman.)
Einerseits finden sich in der Rahmenerzählung aus der Perspektive des jüngsten Bruders durchaus viele Referenzen an die Moderne, insbesondere hinsichtlich Computertechnik und Musikgeschmack, andererseits gleicht bereits deren Tonalität eher der einer altertümlichen Sage als einem der Psychologie seiner Protagonisten nachspürenden Roman westlicher Machart. Die Handlung und ihre Folgen stehen im Vordergrund, eingebettet in einen Ehrenkodex, der nicht zuletzt u.a. Respekt vor Älteren gebietet. So erzeugt dieser spannende Roman eine faszinierende Reibung im Nebeneinander von durchaus ironisch pointierten Sequenzen und einem zuweilen an asiatische Märchen erinnernden Handlungsablauf, dem offenbar auch das dann überraschend versöhnliche Ende geschuldet ist.
Das 2015 auf der Frankfurter Buchmesse als Gastland vorgestellte Indonesien dürfte für viele hierzulande noch literarisches Neuland sein.
Dieser Roman bildet eine sehr gute Gelegenheit, einen ersten Blick darauf zu werfen - auch für Nichtraucher übrigens, denen zuliebe eine ausführliche Warnung vor dem Rauchen den Anfang des Buches setzt. (Der allerdings dann im Buch solche Ansichten wie "Rauchen öffnet die Gedanken. Es war, als trüge der Rauch ihn in den Himmel hinauf." gegenüberstehen.)
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