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In der Reihe "Spectrum Spontan" erscheinen alljährlich zwei, drei
Bücher, die für das Schubladendenken bundesdeutscher Sortimenter
ein nicht näher erkanntes "missing link" darstellen. Diese
Bücher für die ab 16 bis 25jährigen (und auch noch älteren)
greifen in erfrischendem "Klartext" brisante Themen auf, wie z.B.
Gentechnik oder, wie in FÜR SCHULDIG BEFUNDEN, die Konsequenzen für
"passiv" geleisteten Widerstand gegen die Staatsgewalt.
Die aus Belfast umgezogene Josie kann die Verdrängungskraft von
Tante und Onkel nicht fassen. Am Rand ihres kleinen englischen Küstenstädtchen
soll ein Atomkraftwerk in Betrieb genommenen werden, und die denken
nur an das Gerede der Leute. Und das nach den Ereignissen von Tschernobyl!
Obwohl durch den Tod des Vaters auf die "milde Barmherzigkeit" der
Verwandten angewiesen, unterstützt zuletzt auch die Mutter Josies
Entschluß, an dem von ihr mitorganisierten Protestmarsch teilzunehmen.
Das hat Konsequenzen. Sie müssen das Haus verlassen und Josie wird
am Ende wegen Nötigung zu einer Geldstrafe verurteilt, die sich aus
den Tagessätzen für zwei Wochen Gefängnis errechnen. Josie
geht ins Gefängnis, um damit ihre Unschuld zu demonstrieren.
Im Anhang zu diesem Roman werden die Unterschiede englischer und bundesdeutscher
Rechtsprechung sehr plausibel erläutert. Demnach ist die englische
nur auf den ersten Blick härter (keine Jugendgerichtsbarkeit!)
als die deutsche, denn zu guter Letzt hat eine Unterschriftenaktion Erfolg,
und über den Betrieb des AKWs wird erneut in der BETROFFENEN Region
abgestimmt. Darüberhinaus ist dieser Roman nicht an vereinfachenden
oder vorverurteilenden Klischees interessiert, sondern versucht, sehr differenziert
die Beweggründe für die Belastbarkeit eines derart starken Rückgrates
vorzustellen.