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Norbert Heinlein steht für Qualität und Tradition. Er ist Delikatessenhändler in dritter Generation und seine Kundschaft geht ihm über alles. Darüber hinaus begegnet er nicht nur seinen Kunden stets mit ausgesuchter Höflichkeit. Doch dann kommt es zu einem Versehen und ein Geschäftsmann stirbt in seinem kleinen Laden beim Verzehr einer von Heinleins köstlichen Pasteten. Durch seinerseits unverschuldete Nöte eh schon stark unter Druck geraten, schafft Heinlein die Leiche in das alte, im Keller gelegene Kühlhaus, das von den beiden Generationen zuvor noch in entsprechender Größe für die eigene Metzgerei eingerichtet worden war. Und das war insofern auch eine glückliche Fügung, als dem liebenswürdigen Delikatessenhändler entgegen all seinen Absichten noch eine erkleckliche Anzahl weiterer Leichen, ähm, zufallen sollten …
Stephan Ludwig, nicht zuletzt bekannt geworden durch seine Thriller mit den Kult-Ermittlern Zorn und Schröder, hat mit "Der nette Herr Heinlein und die Leichen im Keller" einen Roman vorgelegt, der die Auseinandersetzung mit schicksalhaften Begegnungen erstmal mit viel Sinn für schwarzen Humor ins Tragikomische hebt und seinen Antihelden Heinlein in immer größere Nöte stürzt, wiewohl dessen einziges Anliegen doch das Wohlergehen seiner Mitwelt ist. So gewährt Heinlein u.a. bar jeden Geschäftssinns seinem zum Freund gewordenen Nachbarn sogar einen hohen Kredit, nur damit er nicht pleitegeht und somit auch nicht mehr Heinleins Kunde sein kann. Und dieses skurrile Verhalten von Heinlein zieht der Autor bis ins Absurde an, ohne je seine Figur dabei zu verraten bzw. unglaubwürdig erscheinen zu lassen.
Etwa ab dem letzten Drittel wandelt sich das Ganze aber mit etwas mehr Dynamik in einen Kriminalroman, in dem gelungene Volten für einige Überraschungen sorgen. Ein unterhaltsames Kabinettstück also, das ohne die eine oder andere unnötige Redundanz in den beiden ersten Dritteln des Romans auch gewiss noch Chancen auf so manche Auszeichnung gehabt hätte.
(Übrigens: Diese Krimigroteske liegt inzwischen mit ausgezeichneten Sprecher:innen auch als gratis downloadbares Hörspiel des MDR KULTUR bzw. als Podcast in 5 Teilen vor!)