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Baldassare Embriaco lebt als Kuriositätenhändler in Gibelet in Libanon. Eines Tages wird ihm ein Buch geschenkt, das angeblich den alles rettenden hundersten Namen Gottes belegt. Baldassare hält sich nicht gerade für übermäßig fromm, und verkauft das Buch, ohne in ihm zuvor gelesen zu haben. Das bereut er schon bald. In wenigen Monaten beginnt das Jahr 1666, und viele fürchten die bevorstehende Apokalypse. Auch wenn Baldassare dieses Gerede immer wieder als Aberglaube abtut, hofft er in dem verkauften Buch Gewißheit zu finden und begibt sich auf die Suche danach.
Amin Maalouf, von Haus aus Journalist und politischer Berater, ist ein kenntnisreicher Fabulierer, der hier den Geist der Aufklärung in der Poesie von Tausendundeiner Nacht zu vermitteln vermag. In der kongenialen Übersetzung von Ina Kronenberger konfrontiert er seinen Helden in Tripolis und Smyrna genauso wie in Konstantinopel, Genua, Lissabon und London mit Menschen, die sich von selbsternannten Heilslehrern ins Bockshorn jagen lassen und sodann nach Sündenböcken Ausschau halten. Ihnen gegenüber stehen die weit weniger zahlreichen Menschen, die trotz aller Zweifel der Vernunft und der Toleranz das letzte Wort geben wollen. Neben den durchaus heutigen Problemstellungen und den zum Teil aberwitzigen Abenteuern, die u.a. in einer bittersüßen Liebesgeschichte münden, sind es nicht zuletzt auch die geradezu gleichnishaft auf den Punkt gebrachten Dialoge, die einen mit großem Vergnügen an Baldassares Reisen teilhaben lassen.