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Büchernachlese-Extra: Henning Mankell

Henning Mankell

Der Chronist der Winde

Roman. Zsolnay Verlag, München 2000. 270 Seiten. 39,80 DM. ISBN: 3-552-04981-9, >>> Amazon
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Nelio liegt mit einer tödlichen Schußwunde im Bauch auf der Bühne eines heruntergekommenen Theaters. Gefunden wird das 10-jährige Straßenkind von José, der als Bäcker für die exzentrische Inhaberin des Theaters arbeitet. Er trägt Nelio in aller Heimlichkeit auf das Dach dieses alten Gebäudes. José versorgt das Kind dort neun Tage lang, denn Nelio will nicht ins Krankenhaus. Sein einziger Wunsch ist es, José seine Lebensgeschichte zu erzählen. Am Ende stirbt Nelio, und José gibt daraufhin seinen halbwegs gesicherten Broterwerb auf, um nun als Bettler jedem, der ihm zuhört, immer wieder die Geschichte von Nelio zu erzählen.

Ein neuer Henning Mankell? Nein, in mehrfacher Hinsicht nein. 'Der Chronist der Winde' ist bereits 1995 unter dem Orginaltitel 'Comédia infantil' erschienen, und es ist kein Wallander-Roman. Doch Kenner dieses schwedischen, jeweils das halbe Jahr in Mosambik lebenden Autors wissen längst, daß er nicht 'nur' hervorragende Krimis, sondern z.B. auch Kinder- und Jugendliteratur von besonderer Güte verfaßt.

Dieses Buch aber ist im besten und weitesten Sinne Weltliteratur. Die Kraft seiner Metaphern gemahnt an einen gewissen Blechtrommler - nur das hier ein weit leiserer Erzählfluß Tropfen für Tropfen den Stein höhlt. Eine Poesie des Schrecklichen bindet hier scheinbar völlig gegenläufige Ambivalenzen. Brutalität neben Zärtlichkeit, Realsatire neben Weisheit, ein Kaleidoskop menschlicher Beschränktheit vor strahlenden Sonnenuntergängen. Nelio stirbt klaglos. Das er mit diesem Buch realitätsfern die Welt zu verändern hofft, verneint der Autor schon mit der Figur des Bettlers, dessen brabbelnder Rückblick auf Nelio eben nur den Wind zu interessieren scheint. Eine Geschichte über Armut und einen stillschweigend geduldeten Krieg gegen Kinder, die nicht nur in den 'befreiten' Ländern Afrikas als Vogelfreie auf die Straße verbannt worden sind. Preisverdächtig? Gewiß kein Nobel-Preis. Leider. Dafür ist dieser Roman zu uneitel und zu nah an uns Lesern - also lest ihn und laßt euch anrühren, Tropfen für Tropfen.

Weitere Besprechungen zu Werken von Henning Mankell siehe:
Büchernachlese-Extra: Henning Mankell

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