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Büchernachlese-Extras: Questen, Kobolde & Zauberer | Phantastische Geschichten

John Masefield

Das Mitternachtsvolk

Fantasy-Roman. Hobbit-Presse (Klett-Cotta), Stuttgart 1989, 261 S., ISBN: 3-608-95613-1, >>> Amazon
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Entführt wie von den weihnachtlichen Geistern des Charles Dickens, angesprochen von lebendig gewordenen Bildern, die einem Christian Andersen zur Ehre gereicht hätten, begibt sich der kleine Kay auf die Suche nach dem Schatz seines Urgroßvaters. Zu Kays Verbündeten zählen nuschelnde Ratten, flinke Otter und listige Katzen, ja selbst König Artus und Sir Lanzelot versagen ihm nicht die Hilfe, als die Habgier der Hexen und Zauberer das Leben Kays und seiner Freunde bedrohen. Und immer wieder erwacht Kay in der Realität eines Alptraumes, der in erster Linie von dem Fehlen der Eltern und der Lieblosigkeit seiner Gouvernante bestimmt wird.
Eine nur von den offensichtlich psychologischen Gesichtspunkten ausgehende Besprechung würde diesem Roman aber nicht gerecht.
John Masefield liebte die (Grusel)-Geschichten des Merry Old England: Mord und Totschlag, Hexenprozesse, Folter und Deportationen, ... schwarze und weiße Magie. Das alles mischte er, versetzt mit alten Sprichwörtern und Liedfetzen zu seinem Lieblingsbuch DAS MITTERNACHTSVOLK.
Das Happy End bemüht dann auch keine wiedergefundenen Eltern, sondern eine fleischgewordene Fee, die dem Kay ein Leben zwischen bzw. mit den beiden Welten eines ungebrochenen Kindes erlaubt.
Mit seiner Erstübersetzung dieses 1927 erschienen Werkes, befriedigt die Hobbit-Presse einmal mehr das Bedürfnis nach phantastischer Literatur, wie sie in der Regel offenbar nur angelssächsischen Federn entstammen kann. Und J.M. ist einer der berühmtesten Dichter Englands gewesen, der vom englischen König zum poeta laureatus, d.h. zum besten damals lebenden Dichter ernannt wurde. Hans J. Schütz ist es zudem gelungen, die Patina an der altgewordenen Sprache J.M.s melodie-und sinnerhaltend zu übertragen, sodaß man beim Lesen dieses Buches sich selbst als Hüter eines gerade geborgenen bibliophilen Schatzes träumen kann.

Buechernachlese © Ulrich Karger


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