Patrick McGinley

Bogmail

Der Barmann Eales hat der noch minderjährigen Tochter des Pub-Besitzers Tim Roarty den Kopf verdreht. Um weiteren Schaden von ihr abzuwenden, versucht Roarty erst ein Giftpilzomelett an Eales, und nachdem dieser das unbeschadet überlebt hat, wird schließlich ein alter Band der Encyclopædia Britannica zur erfolgreichen Mordwaffe. Die Leiche im Moor vergraben, und das Problem scheint gelöst. Doch dann erhält Roarty Briefe mit Zahlungsaufforderungen, die mit "Bogmailer" unterzeichnet sind. Der mögliche Kreis an Erpressern ist klein - und Roarty nicht weniger trickreich als sein Erpresser …
Der Roman "Bogmail" des 1937 im Donegal geborenen irischen Autors Patrick McGinley ist im Original bereits 1978 erschienen und sorgte seinerzeit wegen seines vorgeblichen pornografischen und die irische Landbevölkerung beleidigenden Inhalts für einen Sturm der Entrüstung.
Er liegt nun erstmals auf deutsch in einer ausgezeichnet eingängigen Übersetzung von Hans-Christian Oeser vor.
Schnell wird deutlich, dass die Anwürfe von damals heute ins Leere zielen. Aber auch eine Werbezeile zum Buch, die es "zu den Klassikern der irischen Kriminalliteratur" zählen lässt, geht zumindest etwas daneben und würde reine Krimiliebhaber in die Irre führen. Denn "Bogmail" zeichnet sich vor allem durch einen so schwarzen wie hintersinnigen Humor aus, den der Autor wiederum den Bewohnern eines kleines irischen Örtchens zuschreibt - in geistreich aberwitzigen Dialogen, die zuweilen auch noch von der beinharten und jeder politischen Korrektheit unverdächtigen Konsequenz ihrer Taten übertroffen wird. Dazwischen lyrische Landschafts- und Faunabeschreibungen aus der Perspektive zweier Protagonisten, die diese zugleich selbst charakterisieren, ergibt sich daraus ein wunderbares Buch für Irlandliebhaber und solche, die es werden wollen oder werden sollten. Über allem ein durchaus zugkräftiger Spannungsbogen, der das Ob und Wie der Aufklärung von Roartys Totschlag und auch die Aufklärung nachfolgender Gewalttaten im Blick hat - wenn auch eher en passant.
Somit zwar kein "reiner" Krimi, bietet "Bogmail" spannungsgeladene Unterhaltungsliteratur vom Feinsten - auf jeden Fall jenen, die 1978 schon Jugendliche oder älter waren.