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Die Ansicht des way-of-life im weniger spektakulären, aber flächenmäßig
ungleich größeren US-Amerika kann nach Thomas Mc Guane offenbar
nur als bittere Medizin verabreicht werden, und das in 13 Dosen bzw. Geschichten:
Z.B. die von der 15-jährigen Iris, deren frisch entbundenes Baby von
dem kinderlosen Richter gekauft wird, der wiederum einem Gerichtsverfahren
gegen den geschäftstüchtigen Großvater vorsteht, oder z.B.
die von Howie, der die Hunde seiner Nachbarn klaut, weil ihm in der Firma
eine großartige Zukunft vorausgesagt wurde, oder z.B. die Titelgeschichte,
die offen endet, nachdem Bobby, der reiche Müßiggänger,
dachte, er müsse eigentlich Talent zur Zuhälterei haben, und
tatsächlich eine Frau kurz vor ihrer Hochzeit dazu überredete,
sich seinem Talent anzuvertrauen.
Die beschriebenen Landschaften sind das einzig liebenswürdige
in diesen Geschichten, sie besitzen Weite und Tiefe und schier unerschöpfliche
Details. Die Menschen darin brechen sich zwar im Fluß den Hals oder
jagen über Stock und Stein den Wildhühnern hinterher, aber bleiben
ansonsten Fremdkörper. Die Dialoge dieser Menschen mit tragikomisch und grotesk-witzig oder
all diese Situationen als traurig-surreale Absurditätenschau abzutun,
wäre zwar als Kompliment gemeint, träfe aber nicht den melancholischen
Kern der Wertschätzung dieser in Bann ziehenden Geschichten.
So wie McGuane als Landschaftsbeschreiber brilliert, wäre es zu
kurz gedacht, ihn bei den Menschen in die Fabulierecke stellen zu wollen.
Nein, selbst wer kein Land-und-Leute-Amerika-Kenner ist, spürt, daß
hier einer einen Umbruch beobachtet hat und nun darüber aufklärt:
Die Satire(=Überspitzung) ist nämlich unter die Norm gedrückt
worden!
Ein Prozeß, der schon lange währt, aber erst nach und nach
nur wenigen spürbar wird.
Der Ausgewogenheit wegen, und um nicht in den Verdacht der Amerikafeindlichkeit
zu geraten, sei noch angemerkt, daß wir dieses Phänomen in diesem
unserem Ländle (zumindest in der Politik) schon als Real-Satire anerkennen.