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Im Schottland Anfang der 80er Jahre werden zwei Elfjährige verhaftet. Sie stehen unter dem dringenden Tatverdacht, den dreijährigen Brian Wilcox brutal ermordet zu haben. Als dieser Fall die Schlagzeilen der Presse beherrscht, will die junge Paddy Meehan endlich von einer Hilfskraft zur echten Journalistin aufsteigen. Doch obwohl sie mit einem der beiden Jungen verwandt ist und dank ihrer Hintergrundrecherchen seine Unschuld zu beweisen können glaubt, wird sie von keinem ernst genommen - außer vom wahren Mörder.
Denise Mina hat ihren Thriller "Der Hintermann" ineinander verschachtelt wie eine Matroschka-Puppe. So führt ein Erzählstrang in die 60er und 70er zu einem Gangster, der zu Unrecht wegen Mordes verurteilt wurde - Schnittpunkt des damaligen, auf Tatsachen beruhenden wie des "aktuellen", fiktiven Falls sind die zweifelhaften Ermittlungsmethoden der schottischen Polizei.
Im Vordergrund dieses Thrillers aber stehen sich in der Gegenwart der 80er der Mord an dem Kleinkind, das Gebaren von Presseleuten untereinander sowie die bigott frommen, in Schottland heftig diskriminierten irisch-katholischen Familienhintergründe der sich davon abnabelnden Paddy Meehan gegenüber. Vor der Schilderung des Mordes an dem Dreijährigen auf den ersten Seiten muss gewarnt werden - sie ist beklemmend und herzzerreißend, weil sehr glaubhaft aus der Sicht des Opfers. Darüber hinaus versteht es die Autorin geschickt, die verschiedenen Erzählfäden samt authentisch wirkendem Zeitkolorit derart miteinander zu verzwirbeln, dass man sich von Anfang an einem Sog ausgesetzt sieht, der einen bis zur letzten Seite nicht loslässt.