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Takeshi Kovacs hat den Dienst als Envoy bzw. Elite-Söldner gekündigt. Kaum auf seinem Heimatplaneten "Harlans Welt" zurückgekehrt, nutzt er einen aufkeimenden Bürgerkrieg, um Rache für seine getötete Gefährtin Sarah zu üben.
Das alte Lied: Eine Herrscherkaste will sich nicht von Freiheitskämpfern ihrer Macht berauben lassen, und die Freiheitskämpfer sind sich untereinander auch nicht immer einig ...
Richard Morgan hat in seinem neuen Roman "Heiliger Zorn" das uralte Thema der Ilias über Sinn und Sinnlosigkeit ausufernder Rache um eine mitreißende Science-Fiction-Variation bereichert. Die sich über das Sonnensystem hinaus ausbreitenden Menschen sind mittlerweile nahezu unsterblich - ihr Bewusstsein ist auf Datenbanken gespeichert, die als Stacks, je nach Vermögenslage, in immer wieder erneuerbare oder auch gleich austauschbare Körper eingesetzt werden können. Die Körper bzw. "Sleeves" sind in aller Regel genmanipulierte Klone, denen wiederum eine Art Körpergedächtnis zueigen ist, das um zahlreiche Fähigkeiten erweitert werden kann.
Der mehrhundertjährige Takeshi Kovacs hat es in diesem Roman nun mit einem besonderen Problem zu tun: Seine Gegner haben gesetzeswidrig einen Klon mit der Kopie eines jüngeren Selbst von ihm "bestückt" und setzen sie auf ihn an.
Wenn in diesem Roman auch nicht wirklich überzeugend auf die Bewusstseinsübertragung bzw. das Funktionieren dieser Stacks eingegangen wird, so versteht es Morgan doch, einige Aspekte seiner Unsterblichkeitsvorstellung mit anregender Plausibilität zur Diskussion zu stellen. Zu dieser Plausibilität gehört nicht zuletzt auch die Überzeugung, dass Menschen wohl vermutlich wirklich vor Nichts haltmachen und wenn irgend möglich, gewiss auch in diese Unsterblichkeits-Falle gehen würden ...