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Ein Phämomen, das nicht faßbar ist - noch nicht mal von der
Steuer: Die Eifer-Sucht. Dabei ist diese Sucht in jeder Beziehung staatsschädigend.
Sie ist der Einstieg zu den Einstiegsdrogen, kann aber auch ohne Umwege
zu Mord und Selbstmord führen. Hitchcock & Co hatten und haben
ihre dunkle Freude an diesem Sujet ...
Aber die Leser/innen so einer Geschichtensammlung sind längst
über die plumpe Holzkeule oder deren eleganteren Version eines 45er
Colts hinaus. Dem haben die 29 Autoren und Autorinnen Rechnung getragen.
Keine 'spontanen' Erfahrungsergüsse, sondern reflektierte Erinnerungen,
die witzig-frech und voller Ironie die Schuldzuweisung von selbst ausschließen.
Es sind Beschreibungen von Spielabläufen für mindestens drei
Personen, deren Alter nach unten und oben völlig offen ist. Zustände
und Rollen sind dabei sooft mensch will (ver-)wechselbar, was verblüffende
Pointen und den Lacher der Selbsterkenntnis garantiert. Wortspielereien
anstelle von trockenen Definitionen treffen ins Schwarze oder halt 'mitten
ins Herz', weil sie unordentlich sind, wie das, was wir so Liebe nennen ...
Da kann dann z.B. auch das Wechselspiel von Täter und Opfer einer
Eifersuchtsszene Salto schlagen und die Wertung dieser beiden Komponenten
völlig verdrehen. Zwei Jahre lang hat Norbert Ney im Auftrag eines
anderen Verlages gesammelt, der es dann so genau dann doch nicht wissen
wollte. Den drei Dutzend Geschichten und Gedichten von z.T. landbekannten
Quertreibern tut das in ihrer Aktualität keinen Abbruch, sind wir
doch alle noch bis auf weiteres mit dieser Sucht geschlagen, der wir uns
nur schwer bis gar nicht entziehen können. Aber mit diesem Buch auf
dem Nachttischchen brauchen wir mit ihr vielleicht nicht mehr wie ein Gespenst
zu Mitternacht umherzugehen, sondern können im Sitzen wachbleiben ...
Weitere Besprechungen zu Werken von Norbert Ney siehe:
Büchernachlese-Extra: Norbert Ney