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Intrigen sind in der Regel raffiniert ausgelegte
Fallen, in denen das Opfer z.B. wegen so sinnloser Eitelkeiten
wie Macht-und Kontopositionen eben dieser Dinge beraubt wird.
INTIME INTRIGEN sind weniger raffiniert, aber ebenso lächerlich
und brutal. Von außen betrachtet. Immerhin kreisen sie um das hehrste
Ding auf Erden: Die Liebe. Die wiederum ist in der Beziehungskiste vernagelt
und nach dem ersten Hammerschlag erstickt.
Wer dazu nickt, braucht das Buch eigentlich nicht zu erwerben, aber
mensch ist ja schadenfroh und vor der Erkenntnis stand zumeist
auch mal die "Betroffenheit".
Die KennerInnen werden bei den Geschichten der ersten beiden
Kapitel VOM LIEBEN UND HASSEN und KURZ UND SCHMERZLOS nostalgisch
berührt schmunzeln, denn sie wissen längst um das 1x1 der
EiferSUCHT und haben sie, wie der Alkoholiker das Glas mit Mineralwasser,
fest im Griff. DIE HÖLLE DER ERNÜCHTERUNG hebt dann mit Literatur
und den FRÖHLICHEN WEIHNACHTEN von Ingeborg Middendorf ab, die nicht
nur pointiert beschreibt, sondern darüber hinaus
auch anrührt, weil das Opfer ernsthaft bitter(-böse)
oder der Täter wie bei Thomas Schiemann ernsthaft
erschreckend feige ist. Margarete Hannsmann und Leonie Ossowski sind Autorinnen,
die sich und damit auch den LeserInnen unter die Haut
gehen können, aber auch Peter O.Chotjewitz oder Jürgen
Lodemann, der als einziger das Thema der Intrige zum irrwitzigen
Planspiel stilisiert, sind wie die vielen Nichtbenannten in diesem
und dem letzten Kapitel DIE KLARSICHT DER VERZWEIFLUNG genauso überzeugend.
Betrug und Selbstbetrug werden darin bishin zum schieren Wahnsinn
lakonisch und zynisch vorgeführt, daß es einem/einer das Wasser
ins Gesicht treiben kann - je nach Temperament aus den unterschiedlichsten
(Hinter-)Gründen.
Abgeschlossen wird das Ganze konstruktiv. Artur Schopenhauer hatte
schon einst einen skurillen Vorschlag zu unterbreiten gehabt, der offenbar
bis heute nicht umgesetzt worden ist und auch an dieser Stelle nicht verraten
werden soll.
49 Geschichten, das sind 49 Fäden eines monströsen Leidensknotens,
über die man sich ein um das andere Mal wieder so richtig zufrieden
beim Partner einkuscheln kann(So sind wir zum Glück nicht!) oder aufs
Neue überzeugt sein wird, daß sich das Alleineleben
mit dem Hang zum Pazifismus rechtfertigen und genießen läßt.
Weitere Besprechungen zu Werken von Norbert Ney siehe:
Büchernachlese-Extra: Norbert Ney