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An sich sind mir ja diese Fotobildbände über deutsche Touristenziele
suspekt. Nicht, daß man nicht auch selbst gelegentlich darin geblättert
und die großformatigen Fotos überflogen hätte, aber mit
Literatur oder Fotokunst haben doch nur die wenigsten dieser kostpieligen
Urlaubserinnerungen zu tun.
Nun liegt mir aus dem Südwestverlag der
Band über DIE DEUTSCHEN NORDSEEINSELN vor, und auch hier fangen einen
als erstes die großformatigen Bilder ein. Heinz Wohner versteht
offensichtlich sein Handwerk, und er fing Aufnahmen ein, die über
den Augenblick ihres Entstehens hinausweisen. Scheinbar zeitlose Widerspiegelungen
einer landschaftlichen Schokoladenseite Deutschlands mit ihrer zwar kargen
Flora, aber dafür umso reicheren Vogelfauna, und das alles im wechselnden
Licht des umgebenden Meeres. Ebenso beeindruckend die schlichten, aber
in kräftigen Farben leuchtenden menschlichen Kulturzeugnisse, angefangen
bei den Warftensiedlungen bishin zu den rot-weiß geringelten Leuchttürmen.
Zeitlose Widerspiegelung? Paradoxerweise handelt es sich ja bekanntermaßen
um eine wind-und wetterbedingte sich stets wandelnde Landschaftsformation.
Anknüpfungspunkt meines neuentdeckten Interesses an solcherart Druckerzeugnis
jedoch war zugegebenermaßen der als Textautor ausgewiesene Norbert
Ney. In der kritisch-prosaischen Szene als Satiriker, zuweilen auch als
Lyriker und der DaDa-Bewegung verpflichteter Collagist hervorgetreten,
scheint er nun eine Erwerbsnische zum Überleben als freier Autor gefunden
zu haben. Und alle Achtung: In methodisch aufschlußreichen Kapiteln
beweist er sauber recherchierte Kenntnisse, die über das historisch-anektdotische
weit hinausreichen und z.B. auch den drängenden ökologischen
Fragen gerade dieses Landstrichs an der Nordsee ihren Tribut zollen. Man
merkt zudem, er stammt selber aus dieser Gegend und will einen für
sie einnehmen - und das gelingt ihm ohne jede Schwafelei und Schönfärberei.
Ein richtiges Bücherlebnis also: wetter- und urlaubsunabhängig.
Weitere Besprechungen zu Werken von Norbert Ney siehe:
Büchernachlese-Extra: Norbert Ney