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Jackie Niebisch hat mit dem "kleenen Punker" eine Kultfigur für
Menschen zwischen 12 und 120 Jahren geschaffen. Die "KLEENE HEILSGESCHICHTE"stellt nun Oma Neumann in den Mittelpunkt des Geschehens. Diese Oma
zeigte sich bisher als untypische Vertreterin der "Wilmersdorfer Witwen"
und war schon oft die spendable und zuverlässige Arbeitgeberin des
kleinen Punkers Amadeus. Jetzt aber wird sie von einem Gespenst heimgesucht
- einem leibhaftigen Adolfgespenst. Es fängt mit Schmerzen im rechten
Schultergelenk an, so daß sie ihren Arm nun stets wie einst gestreckt
von sich halten muß. Nichts scheint gegen diesen Quälgeist zu
helfen: Weder eine spontane Lichterkette auf dem Balkon noch die Hexe Miriam
Makaberus, die u.a. verlangt, daß der Reichstag verpackt und mit
Briefmarken versehen nach Südamerika zu schicken sei. Als die Oma
Neumann schließlich zum knüppelschwingenden Skinhead mutiert,
hat Amadeus nichts mehr zu lachen. Da unternehmen er und seine Kumpel einen
letzten Versuch ...
Wofür andere sich in Resignation und Zynismus flüchten, schlägt
Jackie Niebisch in Wort und Bild einen Salto mehr und kreiert ein Ding
der Unmöglichkeit, nämlich eine märchenhaft liebenswerte
Satire. Das trifft nicht mit Pauken und Trompeten, schon gar nicht die
"natürlichen" Feinde von Amadeus, aber es ermutigt zur eindeutigen
Stellungnahme und läßt den Mensch dabei Mensch sein - zuweilen
allerdings mit einer leichten Schlagseite zum allzu betulich Offensichtlichen.
Das liegt sicher auch daran, daß Amadeus diesmal nur den Stellenwert
einer Nebenfigur hat. Dennoch: Den jüngeren seiner Fans bietet diese
Gespenstergeschichte bestimmt einen sehr reizvollen Einstieg in ein für
sie oftmals zu kopflastig abgehandeltes Thema.