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Eigentlich sind die Probleme des 15-jährigen Johan ganz typisch für sein Alter. Neben der beginnenden Abnabelung von den Eltern ist in Schweden nach der 9. Klasse auch ein Schulwechsel angesagt. Die langjährige Clique droht aber nicht nur deswegen auseinanderzufallen. Die seit einiger Zeit eingesetzte Pärchenbildung ist wie ein schleichender Virus, der die einstige Offenheit unter den Freunden untergräbt. Johan wird dabei von seinen Freunden sogar beneidet: Reihenweise verlieben sich die Mädchen in ihn - und Johan wird immer unglücklicher, denn Johan ist schwul. Hans Olsson greift in ROLLENSPIELE auf eigene Erfahrungen zurück und erzählt die tragikomische Geschichte vor dem 'Coming out' in der Ich-Perspektive. Er räumt dabei sehr schnell mit dem Vorurteil auf, Homosexualität rühre von einem seelisch bedingten Trauma her, das es nur aufzuarbeiten gälte. Johan hatte sich sogar mit Mädchen versucht, ähnlich wie die heterosexuellen Freunde sich zuweilen auch untereinander befriedigten, aber seine Neigung für das gleiche Geschlecht hatte dies nicht beeinträchtigen können. Wie aber macht man nun den männlichen Freunden klar, daß man weiterhin ihre Freundschaft sucht, ohne in sie verliebt zu sein, und den Mädchen, daß man eben 'nur' ihre Freundschaft will?
Slapstickartige Erlebnisse á la Woody Allen schrammen immer wieder nur knapp an der Katastrophe vorbei, bis Johan endlich zum Befreiungsschlag ansetzt. Ein wichtiges, offenherzig unverkrampftes Buch, das viele Vorurteile beseitigen und homosexuellen Jugendlichen zur Ich-Stärke verhelfen kann.