Nick Page

Bibelblatt

Was wäre gewesen, hätte es in biblischen Zeiten schon eine Yellow-Press gegeben? Wie wären die in der Bibel dargestellten Ereignisse und Glaubenserfahrungen zu publikumsgerechten Schlagzeilen und Kurzartikel gestutzt worden? Geht das überhaupt, ohne sich alsbald den Vorwurf der Blasphemie gefallen lassen zu müssen?
Der Engländer Nick Page hat darauf eine überzeugende Antwort gefunden, die ebenso zwerchfellerregend wie hintersinnig ist. Sein 'Bibelblatt - Der Weltbestseller in Schlagzeilen' liegt nun auch in grandioser deutscher Übersetzung (Matthias Wörther) vor. Es versammelt in Paperback-Din-A-4-Format alles Wesentliche aus Altem und Neuem Testament, angefangen von der Schöpfungsgeschichte (HALLO WELT!) bis hin zur Johannesoffenbarung (APOCALYSE NOW). In sattsam bekannter Manier und ähnlichem Layout finden sich hier riesige Schlagzeilen, die mal schwarz auf weiß, mal invertiert, mal auch rot unterstrichen oder gleich ganz in rot gehalten sind. Daneben und darunter kurze Artikel, die nach üblichen Rubriken sortiert - auch die Sportseite mit Harry ben Faßbender fehlt nicht - trefflich Volkesstimme wiedergeben. Natürlich finden sich hier auch Anzeigen, Aufforderungen zu Rubbelspielen ('Sehen Sie 5 Davidssöhne haben Sie gewonnen! Aber Vorsicht: Kein Gewinn, wenn Abschalom dabei ist.') und sogar ein Exemplar des Fragebogens zu jener Volkszählung, die Josef zur Reise nach Bethlehem aufforderte. Von dort heißt es dann später: KIND KOMMT IN STALL ZUR WELT / SCHULD DARAN IST HOTELMISERE ...
Dieses Buch atmet im besten Sinne einen ökumenischen Geist, der mit Humor so manch engstirnige Bekenntnisgrenze und Erkenntnislücke überwinden hilft. - Und wenn es dann womöglich nicht nur Firmlinge oder Konfirmanten zum Nachblättern im Original einlädt, wäre das doch auch kein Skandal, oder?