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Elaine Pagels

Satans Ursprung

Sachbuch. Berlin Verlag, Berlin 1996, 287 S., ISBN: 3-8270-0199-4, >>> Amazon
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Welche Rolle spielt Satan im Alten (AT), welche im Neuen Testament (NT)? Ist er ein Teil Gottes oder nur sein nachrangiger "Konkurrent"? Die US-amerikanische Religionswissenschaftlerin Elaine Pagels ist in ihrem Buch SATANS URSPRUNG diesen und anderen Fragen nachgegangen und hat ihre Ergebnisse zu einem interessanten, manchen in der Zusammenschau vielleicht überraschenden Kompendium zusammengetragen. E.P. ging es dabei zuvörderst um die sozialen Implikationen der Satansfigur, die "offenbar dazu geschaffen ist, im Rahmen unserer religiösen Traditionen menschliche Konflikte zum Ausdruck zu bringen und Feinde unter den Mitmenschen zu kennzeichnen." Satan ist demnach der "andere" schlechthin. Bei Markus, der sein Evangelium vermutlich während des Jüdischen Krieges oder kurz nach der Zerstörung des Tempels verfaßt hatte, kennzeichnet Satan jedoch seltsamerweise nicht die Römer, sondern die Juden bzw. die jüdischen Führer. Satan ist also keine feindliche Macht von außen, sondern "die Quelle und Repräsentation von Konflikten im Innern der Gemeinschaft". Damit stellt E.P. Markus nicht als antijüdisch oder gar als antisemitisch vor, sondern nach ihrer Theorie bringt Markus gerade damit "paradoxerweise die Intimität seiner Beziehung zur jüdischen Gemeinschaft als ganzer zum Ausdruck". Und den Gegner innerhalb der eigenen Gruppe zu dämonisieren, ist keine Erfindung der Anhänger Jesu, wie E.P. im nächsten Kapitel zeigt, das mit "Die Sozialgeschichte des Satans: Von der hebräischen Bibel zu den Evangelien" überschrieben ist. Im AT, z.B. in der Bileamgeschichte (4.Mose 22) ist der Satan noch ein von sich aus nicht übelwollender Engel Gottes, der von Gott gleich dem Todesengel mit einer bestimmten Aufgabe geschickt wird. Bei dem Propheten Sacharja ist Satan bereits einer, der Zwietracht im Volk säht, wenngleich er damit noch keine "sektiererische" Absicht verfolgt. In den Makkabäer-Erzählungen aber dient Satan zur Charakterisierung der innerjüdischen Gegner und wird dabei immer mehr zum Gegenspieler, Feind und Rivalen Gottes. Bemerkenswert hierzu auch die Einlassungen der Autorin über apokryphe Texte aus dem ersten Buch Henoch und den Jubiläen. In den weiteren Kapiteln analysiert sie die übrigen Evangelisten des NT sowie deren "Epigonen", die sich ja mit dem Satan im Gewande von "Heiden" und "Ketzern" auseinandersetzten, um am Schluß zu hoffen, "daß diese Untersuchung den Kampf innerhalb der christlichen Tradition zwischen der allzumenschlichen Ansicht des 'Andersseins' als böse und den Worten Jesu, daß die Versöhnung göttlich sei, für andere ebenso deutlich werden läßt, wie er für mich geworden ist."
Ein Sachbuch, daß dank seiner flüssigen Sprache auch interessierten Laien, dank seiner konsequenten Durchführung und fundierten Quellenbelegung aber gerade auch theologischen "Profis" anempfohlen werden kann.

Buechernachlese © Ulrich Karger


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