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Ganz allmählich haben sich die Menschen an Allergien genauso wie
an reglementierte Bewegungsfreiheit gewöhnt. Eine Frau ist auf der
Suche nach ihren Kindern, die sie zuvor der beruflichen Karriere wegen
vernachlässigt hatte. Um nicht die Erinnerung an sie zu verlieren,
schreibt die Frau immer wieder Briefe an die Kinder, auch wenn die Chance
sehr gering ist, daß diese Briefe ihre Adressaten je erreichen. Eine
ihrer Töchter ist in einer Art Erziehungslager verbracht worden, das
jedes Kind völlig kontrolliert. Von jedem Kind sind halbmeterhohe
Aktenberge angelegt worden ...
Leider steht der sachlogische Zusammenhang dieser Zukunftsvision auf
tönernen Füßen, über die auch auch die Ausmalungen
sexueller Begegnungen, die "wie aus heiterem Himmel" Groschenheftromantik
bedienen, nicht hinwegtäuschen. Fabienne Pakleppas Idee, im ersten
Teil des Buches eine Rückschau aus der Perspektive einer "normal",
d.h. lange Zeit nur wenig an politischen Zusammenhängen interessierten
Bürgerin anzugehen, verliert bald an Kraft, da sich vieles auf seltsame
Black-outs reduziert und selbst während der Flucht bei der Frau kein
Wille nach Überblick und Erkenntniszugewinn einstellt. Der zweite
Teil, aus der Sicht eines jugendlichen Heiminsassen ist jedoch um Längen
besser und beschreibt sehr anrührend die Not von Gott und der Welt
verlassener Kinder, die der Allmacht von Erwachsenenphantasien ausgeliefert
sind. Autorin oder/und Lektorat hätten sich vor der Drucklegung etwas
mehr Zeit lassen sollen - um ein Drittel gekürzt und sauber aufgebaut,
hätten DIE AUFSÄSSIGEN eine bemerkenswerte Geschichte zu erzählen
gehabt.