www.buechernachlese.de
|
Der Brockhaus - das ist hierzulande für viele ein Synonym eines Nachschlagewerks, das sich als vielbändige Enzyklopädie mit der "Encyclopaedia Britannica" messen lässt und sich daneben und vor allem auch als preiswert handlicheres Konversationslexikon durchgesetzt hat. Der Verlag F.A. Brockhaus feiert nun dieser Tage eine 200-jährige Verlagsgeschichte, die der 33-jährige Firmengründer Friedrich Arnold Brockhaus (1772-1823) über einen "Strohmann" mit dem Erwerb einer Verlagsbuchhandlung in Amsterdam beginnt. Bereits drei Jahre später bringt er das Konversationslexikon von Löbel auf den neuesten Stand und seit 1811 hat der Verlag seinen Sitz in Altenberg (Thüringen), ab 1814 unter dem Namen "F. A. Brockhaus".
Die seit 1999 vorliegende 20. Auflage der Brockhaus Enzyklopädie in 24 Bänden zu einem Preis von ca. 2500,- Euro dürfte nur für wenige erschwinglich und als raumgreifendes Papierwerk meist nur für Bibliotheken von Interesse sein.
Aber das lässt sich auch herunterdeklinieren auf 10 Bände mit 150000 Stichworten zu 450,- Euro oder auf 5 Bände mit 125000 Stichwörtern zu 249,50 Euro. Immer noch zuviel? So genau wollen Sie es gar nicht wissen?
Dann schauen wir uns doch mal die 3-bändige Ausgabe vom letzten Jahr und den frisch herausgegebenen einbändigen Jubiläumsband etwas genauer an.
Beide sind natürlich auf dem letzten Stand, d.h. Hartz IV und Arbeitsmarktreform kommen als Stichworte genauso vor, wie neue Einträge zu Geschichte, Politik, Wirtschaft, Informatik, Telekommunikation, Kunst und Kultur, Recht und Wissenschaft. Im Dreibänder ist man zudem besonders stolz auf die ausführlichen Länderartikel, die die Brockhausredaktion komplett neu bearbeitet und aktualisiert hat. Im Brockhausstandard Format 17 cm × 24 cm verzeichnet der Jubiläumsband 55000 Stichwörter, 4000 meist farbige Abbildungen und Grafiken sowie 350 Karten und 100 Tabellen, der Dreibänder dagegen 80000 Stichwörter, 4000 Abbildungen, Grafiken und Tabellen sowie 346 Karten und 75 Bildtafeln. Beide Werke sind natürlich als Hardcover gebunden, der Dreibänder dazu noch mit einem ansehnlichen Sammelschuber ausgestattet, darin enthalten zudem noch eine CD-ROM mit dem kompletten Stichwort- und Textbestand.
Ein Band 55000, drei Bände 80000 Stichwörter? Mein alter einbändiger Knaur hat bereits 70000 ...
Die Menge allein macht die Qualität eines Nachschlagewerks nicht aus, es geht nicht zuletzt um das Wie und Was der Darstellung. Das Was ist Vertrauenssache - wer wollte alle Einträge mehrerer Lexika überprüfen und einander gegenüberstellen? Ich denke, um Seriosität sind alle großen Lexika-Herausgeber bemüht.
Bei meiner Suche nach "Odysseus" und "Odyssee" werde ich im Einbänder wie im Dreibänder fündig. Im Einbänder eine Spur knapper als im Dreibänder. Vom "Odeon" bzw. "Odeum" erfahre ich nur etwas im Dreibänder, die "Oder" und alles, was dazugehört wie "Oderbruch" und "Odergebirge", wird im Einbänder unter einen Artikel zusammengefasst, während diese Ableitungen im Dreibänder auch einzeln ausgeführt sind.
Da in Berlin gerade heftig um den Werte- bzw. Religionsunterricht gestritten wird, interessiert mich auch der Begriff "Katechet". Im Einbänder ist jedoch nur vom "Katechisten" die Rede, der als "einheim. Helfer in den Missionsgebieten der kath. Kirche bei der Taufvorbereitung, Religionsunterricht, Gottesdienst und Leitung der Gemeinden" notiert ist, im Dreibänder wird zwar zusätzlich auch der "Katechet" aufgeführt, aber nur kurz als "die Katechese durchführender Mitarbeiter". Wobei auch die "Katechese" sich vor allem an Luthers Anfangsgründe abarbeitet, und kein Wort über die in Deutschland vor allem gemeinte Berufsbezeichnung der von evangelischer wie katholischer Kirche ausgebildeten und (ohne Missionsauftrag!) in der Schule tätigen ReligionslehrerInnen verliert. Nun ja, vielleicht geht das erst ab 5 Bänden genauer ...
Die geringere Zahl der Stichworte hat ein großes Plus: Die Lesefreundlichkeit! Vergleichsweise große Schrifttypen, im Dreibänder für die Stichworte sogar in herausgehobenem fettem Blau, erleichtern auch dank der größeren Zeilenabstände das Finden der Begriffe ungemein.
Die dem Dreibänder angefügte CD-ROM mit den Textinformationen des Dreibänders ist einfach zu bedienen und als Teil der PC-Bibliothek einzubinden, die auch den Duden und Langenscheidt-Wörterbücher beherbergen kann.
Insgesamt also macht der Brockhaus, ob nun in einem oder in drei Bänden, im Preisleistungsverhältnis eine sehr gute Figur und kann sich in jedem Bücherregal sehen lassen.