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Leo Popper alias Leo Pavel war so couragiert wie geschäftstüchtig und vor allem ein leidenschaftlicher Angler. Vor dem Krieg verstand er es, Allen Alles anzudrehen, ganz egal, ob es sich dabei nun um Staubsauger oder Kühlschränke handelte. Er forderte die deutschen Besatzer bei jeder sich bietenden Gelegenheit heraus und vermochte so auch die von ihm gezüchteten Karpfen für sich und seine Familie zu behalten. Erst nach dem Krieg und dem damit zugleich überlebten Holocaust wendet sich das Schicksal gegen ihn.
"Der Tod der schönen Rehböcke" versammelt acht Erzählungen um den Vater von Ota Pavel (1930 - 1970). In der einstigen CSSR vor allem auch als Sportjournalist bekannt, setzte er dem Vater in seinen chronologisch sich fortentwickelnden Erzählungen das anrührende Denkmal, einer großen, aber keineswegs unkritischen Liebeserklärung. Mit seinem Sinn für entlarvend absurde Situationskomik knüpft er dabei an beste tschechische Erzähltraditionen an, wie sie nicht nur Jaroslav Hašek in seinem "Der brave Soldat Schwejk" vorgegeben hat. Pavel als Ich-Erzähler setzt im Gegensatz zu Hašek jedoch auf eine lakonisch subtile, nichtsdestotrotz sehr feinmaschige Sprache, die zuweilen sogar auf dem schmalen Grad des Poetischen zu wandeln vermag, ohne je abzustürzen. Die Lakonie äußert sich nicht zuletzt auch in dem Nicht-Beschreiben der Deportationserlebnisse der Familie, die bei ihm gleichsam nur als Nicht-Zeit zwischen dem Vorher und Nachher kurze Erwähnung finden. Das erlaubt bis zum Ende des Buches eine hinreißende Leichtigkeit des Tons. Mit Verdrängung hat das aber gewiss nichts zu tun.
Nach vielen Jahren liegt dieses nach wie vor zu Herzen und aufs Zwerchfell gehende Werk nun wieder in äußerst ansprechender Ausstattung vor.