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Rodman Philbrick

Freak

Roman ab 12 Jahre. Ravensburger Verlag, Ravensburg 1998, 191 S., ISBN: 3-473-35184-9, >>> Amazon
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Max und Kevin waren gemeinsam im Kindergarten, dann haben sie sich aus den Augen verloren. Die Mutter von Max wurde erwürgt, sein Vater deshalb zu "lebenslänglich" verurteilt. Max hat sich seitdem in Schweigen gehüllt und "kickt" gegen alle, durch deren mitleidige Umarmerei er sich bedrängt fühlt. Zu allem Übel ist er auf das Gardemaß seines Vaters herangewachsen und sieht ihm verblüffend ähnlich. Die Großeltern 'Grim' und 'Gram' befürchten schon das Schlimmste und sind ganz froh, daß sich Max im Keller ihres Hauses ein Zimmer eingerichtet hat.
In den Sommerferien zwischen der 7. und 8. Klasse trifft Max jedoch wieder auf Kevin, den Freak. Kevin ist mit seiner Mutter in das Haus gegenüber gezogen. Wegen einer Wachstumsstörung ist Kevin kaum einen Meter groß und kann sich nur auf Krücken oder krabbelnd vorwärtsbewegen. Aber Kevin läßt sich von seiner lebensbedrohlichen Behinderung nicht unterkriegen. Er hat sie vielmehr als Herausforderung angenommen, der er mit seiner erstaunlichen Intelligenz so manchen Punktsieg abringt. Kevin und Max lernen sich zu ergänzen: Während Kevin auf den Schultern von Max nun die Rundumsicht eines "Dreimetermannes" genießt, profitiert Max von Kevins lexikalischem Wissen. Zusammen sind sie nun "Freak der Starke", der wie ein Mann auf die "Suche" geht und dabei phantastische wie gefährliche Abenteuer besteht.
Bei allen Schattenseiten des überlieferten 'American way of life' gibt es einen Aspekt, der uns in der 'Alten Welt' immer wieder staunen läßt: Dieses beharrliche Durchdeklinieren des Konjunktivs, das scheinbar Unmögliches als vollendete Wirklichkeit denkbar macht. So bringt auch Rodman Philbrick die zwei jugendlichen Außenseiter unter einen Hut, ohne ihre Kanten voreilig zu glätten und den Plot zum Ende hin ins zuckrig Kitschige zu verfälschen. Allerdings nutzen beide konsequent die wenigen Chancen, die sie haben - und hier setzt das Märchenhafte und zugleich Mutmachende der Geschichte an: Immer bereit sein, nie die Hoffnung aufgeben, es könnte ja doch noch genau der Partner auftauchen, der einem aus der Misere hilft. Auf diesen Zug aufzuspringen fällt hier angesichts der fesselnd entwickelten Dynamik nicht schwer. Die ausgedachten Ritterkämpfe Kevins spiegeln sich nicht nur in den realen Überlebenskämpfen gegen eine brutale Jugendbande, sondern insbesondere in der spröden Erzählerstimme von Max - von jenem Max, der am Anfang von sich behauptet, er könne keinen einzigen Satz vor seiner Schulklasse zu Ende bringen. Das Finale ist bittersüß, die Krankheit Kevins fordert ihren Preis, dennoch haben beide eindeutig gewonnen. Sie sind nicht nur zusammen, sondern auch jeder für sich aus sich herausgewachsen.

  • Diese Rezension findet sich übrigens nun auch in "Kompetenztraining Deutsch 1: Vergleichsarbeiten / Lernstandserhebungen 8", Westermann Schulbuchverlag, Braunschweig 2009


  • Siehe auch Rezension zu Rodman Philbrick: Der Weg nach Eden

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