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MITTWOCH SCHMECKT GUT ist ein melancholisches Buch für Kinder.
Die Melancholie erwächst aus dem Sujet, das die Sehnsüchte von
elternlosen, in Heimen lebenden Kindern schildert. Wenn so etwas dann trotzdem
auch schon 8-jährigen anzumuten ist, dann deshalb, weil Iva Procházková
ihrer mit jedem Satz spürbaren Liebe zum genau erfaßten Detail
wundervoll phantastische Ideen entgegensetzt. Das Grausame und Brutale
des Alleingelassenwordenseins von Kindern, selbst oder gerade wenn sie
in unseren Heimen perfekt "versorgt" werden, will die Autorin damit
keineswegs "verniedlichen", sondern sie setzt ironisierend witzige
Zeichen des Widerstandes. Iva Prochátzková ist gebürtige
Pragerin.
In der Titelgeschichte wachsen dem Findelkind Katja Äpfel auf
dem Kopf. Wer von diesen Äpfeln ißt, fühlt sich wohl, allein
die Anwesenheit Katjas reicht schon aus, daß aus nervösen Menschen
ruhige und gelassene werden. Erst als das Heim einen neuen, sehr auf Korrektheit
bedachten Leiter vertretungsweise erhält, hört das Wachstum der
Äpfel nach und nach auf, und zuletzt verschwindet auch Katja. Zum
Glück erscheint die alte Leiterin bald wieder, und so nimmt das Leben
im Heim SONNENBLUME wieder seinen unwiderstehlich anarchisch-fröhlichen
Lauf.
Überwiegt in dieser Geschichte noch das Heitere so muß Oskar
in SIEBZEHNTAUSENDSIEBENUNDSIEBZIG SILBERNE STERNE erst den Tod seiner
Mutter, dann den Verlust seiner liebgewonnenen, aber nach Meinung der Ämter
zu alten Pflegemutter hinnehmen. Im Kinderheim denkt er nur an eins, und
zwar wie er zurück zu seiner Frau Rosemarie kann. Er wünscht
sich dann, ein Hund zu sein. Oskar wird zum Dackel und muß erst viele
Abenteuer überstehen, bis er endlich an seinem Ziel angelangt ist.
Beide haben sich sehr verändert, und Frau Rosemarie erkennt ihn nicht,
aber darauf kommt es gar nicht an.
"Das einzige, worauf es ankam, war, daß sie sich gefunden
hatten. Daß nicht jeder für sich alleine sein würde. Daß
sie niemals jemand voneinander trennen würde."
Die Implikationen des Gedankengangs, daß ein Kind erst zum Hund
werden muß, um seine Wünsche erfüllt zu sehen, sollen sich
zur leisen Satire befähigte Erwachsene selbst erschließen.
Dennoch, auch wenn dieses Buch reizend aufgemacht und von Karin Lechler
liebevoll illustriert wurde, auch wenn die Sätze wie glänzende
Perlen aneinandergereiht sind und immer wieder der Humor des Lebenstüchtigen
aufblitzt: Es ist kein einfaches Buch - weder für Kinder noch für
Erwachsene - es ist einfach wunderbar.