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Beide, die CORVINUS PRESSE und die Claudia Pütz, sind in ihrer
jeweiligen Szene wohlbekannt: Der Verlag für seine limitierten, kunstvoll
handgebundenen Bücher, die bereits mit Preisen und Stipendien ausgezeichnete
Autorin für ihre Liebe zum Dadaismus. Die 8 Kurzprosastücke in
MODERNE GLADIATOREN sind aber nur insofern Dada-geprägt, als sie von
einem ansteckend fröhlichen Grundton der (Selbst-)Ironie getragen
sind.
Mit einer Selbstverständlichkeit, die leider noch allzuoft eingeklagt
werden muß, steckt Claudia Pütz frivol erotische Arenen ab und
führt lautmalerisch den Gang aller SCHWARZEn STRÜMPFE in die
Waschmaschine vor oder konterkariert die Busengrabscher, indem sie ihren
Peppino das Hohe Lied auf ENTBLÖßTE KNÖCHEL singen läßt
- was die Ich-erzählerin aber auch nicht so richtig befriedigt. IN
DER WASCHKÜCHE verschwimmt alles zu einer Orgie und DIE DAMPFENDE
HOSE macht uns Männern klar, daß auch "Eingemachtes" so manchen
Konkurrenten aus dem Feld schlagen kann. RIGA BEI ADANA entblößt
eine Ausländerfeindlichkeit, die leider auch Ausländern nicht
fremd ist. QUEER geht wie die Titelgeschichte wieder in die Vollen und
stellt in temporeichen Wortkaskaden ein Endzeit-Geficke der Endzeit-Gewalt
gegenüber. LORETTA STIEHLT SICH 1 PFERD ist zum guten Schluß
noch eine längere Geschichte, in der eine Freundin an die andere denkt:
Loretta, die Meereseroberin und Piratin, der die "gute Herkunft"
nicht zum Nachteil wurde, bleibt ihr, der "Windbewegten" unvergessen.
Die Kinderstreiche auf der Kirchenbank bishin zur feministisch kollektiven
"Pißkunst" auf dem Marktplatz haben es in sich. In dieser
Geschichte gelingt der Autorin auch eine wundervoll poetische Passage,
die von körperlicher Liebe zwischen Frauen erzählt, ohne auch
nur für ein Wort ins schwülstig Sentimentale abgleiten zu müssen.
Nicht zuletzt auch diese Geschichte erinnert im Tonfall an die vitalen
Verse von Joachim Ringelnatz.
Kein Wort zuviel, sind alle Texte wie Gedichte
durchkomponiert und leben von einer scheinbaren Leichtigkeit der Wortfindung
aus dem prallen Sack. Die robust spartanische Ausstattung des Buches und
die 14 minimalistischen Grafiken von Marion Röhr vollenden schließlich
ein preiswertes Kleinkunstwerk, dessen Auflage, wie gesagt, begrenzt ist.