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Gabriel Pfeiffer ist auch international DER angesagte Literaturagent, wiewohl ihn der Literaturbetrieb nur noch anödet und er sich die Frankfurter Buchmesse selbst mit feinstem Whiskey nicht mehr schöntrinken kann. Wenn ihn da ein junger Priesterseminarist für die Entdeckung eines alten Manuskripts zu begeistern sucht, das "um Gott geht" und "möglicherweise" zu einer bedeutenden Entdeckung verhelfen könnte, ist das erstmal nur eine von vielen skurrilen Anekdoten, die es alsbald wieder zu vergessen gilt. En passant erfährt er jedoch noch, dass es sich hierbei um eine Orgelpartitur handeln könnte, deren Spieler sich Gott offenbaren soll. Und wenige Tage später heißt es, dass der junge Mann in einer bayrischen Dorfkirche tot aufgefunden wurde. Hatte er etwa die Orgelpartitur gefunden? Und vor oder mit seinem Ableben auch Gott? Gabriel Pfeiffer lässt alles stehen und liegen und nimmt die Spurensuche auf …
Edgar Rai, seines Zeichens Roman- und Drehbuchautor sowie Teilhaber an einer Berliner Buchhandlung, hat mit "Die Gottespartitur" ein so erfrischendes wie überraschend tiefgründiges Buch vorgelegt.
So wird im ersten Teil der bodenlose Zynismus des Bestseller aufspürenden Literaturagenten Gabriel Pfeiffer in einer Sphäre verortet, deren Spannungsfeld zwischen schillerndem Größenwahn und nüchternem Kalkül in einer sehr glaubwürdigen Satire kenntlich gemacht wird. Bindeglied zum nächsten Teil sind wiederum die Verweise auf die Schulzeit Pfeiffers, die er unter nicht wenigen Schmerzen und Ängsten in einem von Priestern geführten Institut erlitten hatte, wo wiederum das Orgelspiel keine geringe Rolle für ihn spielte. Die Suche nach dem Manuskript der "Gottespartitur" bewegt sich dann weiterhin auf einer satirisch-skurrilen Sprachebene, die neben den Gepflogenheiten in der British Library und dem bigott-frommen Gebaren der bayrischen Seminar- und Kirchenbetreiber schließlich auch durchaus ernsthafte Aus- und Einblicke auf metaphysische Fragen und ein voltenreiches Finale zulässt. Gabriele Pfeiffer gelangt nämlich an einen Punkt, wo das zynische Überleben ausgereizt ist und etwas Neues seinen Platz einnehmen muss. Eine Alternative wäre das Spiel mit dem Tod. Pfeiffer entdeckt dann aber etwas Anderes, für ihn sehr Unerwartetes …
Eine der höheren Auszeichnungen wird diesem nun als TB vorliegendem Titel gewiss auch künftig verweigert. Dazu ist er schlicht zu witzig und die Umstände solcher Auszeichnungen sind darin zu treffend karikiert. Dabei hätte das Buch eine Auszeichnung verdient: Denn hier ist tatsächlich das Kunststück nachzulesen, wie in einer durchgehend runden Sprachregelung samt literarischen Querbezügen dem Zynismus nicht moralinsauer sondern mit funkelndem Sprachwitz immer mehr der Garaus gemacht oder zumindest das dünne Eis darunter sichtbar gemacht wird.
Be or not to be - Leben oder Tod …
Was will man mehr?
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