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Chet Raymo

In den Fängen des Falken

Stuttgart, Klett-Cotta Verlag, 1997, 352 S., ISBN: 3-608-93412-X, >>> Amazon
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Aileran ist IN DEN FÄNGEN DES FALKEN.
Zwei Jahre vor der ersten Jahrtausendwende unserer Zeitrechnung bleibt ihm nicht viel mehr, als sich seiner Vergangenheit zu erinnern und Zeugnis über sein Leben abzulegen. Aileran hat die Aufmerksamkeit der Inquisition erregt. Der Vorwurf der Hexerei gründet paradoxerweise auf Ailerans rationalen Weltsicht, in bestimmten Naturerscheinungen keine apokalyptischen Zeichen zu sehen. Dabei teilte sein einstiger Jugendfreund und jetziger Papst Sylvester II. diese rationale Weltsicht durchaus, ja hing ihr mit weit größerem Zynismus an, als Aileran selbst. Trotz der Bedrohung fühlt sich Aileran weit weniger der Inquisition als gegenüber Melisande verpflichtet, Zeugnis abzulegen. Sie war seine große Liebe, die nur für kurze Zeit Erfüllung und alsbald ein grausames Ende fand. Aus Gerbert wurde Sylvester, aus Aileran der einsame "Abt" einer nur schwer zugänglichen Felsenhöhle.
Dieser Roman von Chet Raymo besticht vor allem durch den bedächtig poetischen Sprachfluß des Ich-Erzählers Aileran, der sich selbst in der Erinnerung an die tragischen Ereignisse seines Lebens nicht mehr aus dem Rhythmus bringen läßt. (Kompliment auch an den Übersetzer Hans J. Schütz!) Die zarten Liebeszeugnisse oder die rohe, wie auch immer gerechtfertigte Gewalt werden nie plakativ in den Vordergrund gesetzt. Es geht stets darum, das Eigentliche, die Antriebe der beiden Männer und der Frau dazwischen auszuleuchten. Melisande erfährt dabei nahezu die apokryphe Mittelstellung einer Sophia, die als einzige in ihrer Liebe und Weisheit unschuldig zu bleiben vermag. Während Gerbert seine Der-Zweck-heiligt-die-Mittel-Philosophie noch bereuen wird, muß sich Aileran bis zu seinem Lebensende mit seiner Unentschlossenheit auseinandersetzen. Nichts zu tun, schützt keinesfalls vor dem Schuldigwerden.
Wer will, kann hier entsprechende Parallelen zu den (fehlenden) Visionen der anstehenden Jahrtausendwende ausmachen, man kann diesen Roman aber auch einfach wie ein mittelalterliches Epos gleich Tristan und Isolde auf sich wirken und von der Kraft ihrer Wörter tragen lassen.

Buechernachlese © Ulrich Karger


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