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Für Lena ist Annabella Klimperauge einfach eine Puppe, die 'Mama' sagen kann, und Leo ein großer Stofflöwe, der ihr schon zur Geburt an die Seite gegeben wurde. Von ihren Ängsten und Nöten, Hoffnungen und Erwartungen hat Lena keine Ahnung. Ebenso wenig von den Gesprächen der beiden, als plötzlich nicht mehr sie, sondern nur noch der neue Teddybär in Lenas Bett durfte. Während Annabella erst mal ziemlich zickig über den heimwehkranken Neuen herzieht, versucht Leo zu vermitteln. Doch nachdem Klaus Teddy seine Geschichte erzählt hat, wird selbst Annabella weich.
Das Warten auf ein neues Buch von Jutta Richter hat sich wieder gelohnt. Auch diesmal geht es bei ihr um Freundschaft, Ausgrenzung und Selbstbehauptung - allerdings richten sich die 'Geschichten aus dem Kinderzimmer' an ein jüngeres Lesepublikum als bislang gewohnt. Die insgesamt 21 Kapitel schildern altersgemäß 21 kleine in sich abgeschlossene Leseabenteuer, die sich jedoch eng aufeinander beziehen und so zwei Jahre aus der Perspektive einer Puppen- und Kuscheltiergemeinschaft nachzeichnen. Zwei Jahre, in denen für Lena die zeitraubende Schule beginnt, bei der nächsten Weihnacht noch zwei Zwillingspuppen hinzukommen, danach aber ein Gameboy und später vor allem Lenas großer Schwarm Stefan zur unüberwindlichen Konkurrenz werden. Fürs Picknicken auf dem Fahrrad durchgerüttelt, bei anderer Gelegenheit verlorengegangen und wiedergefunden, dann mal getauscht und wiedergebracht, werden sie schließlich allesamt auf den Schrank verbannt und fühlen sich vergessen. Aber selbst dort sind noch Abenteuer zu erleben, und Klaus Teddy kann zum Beispiel dank eines alten Weihnachtssterns zu den echten Sternen fliegen. Der Phantasie werden hier genauso Flügel verliehen, wie der Realität eines Puppenalltags gänzlich unsentimental und ohne jede Moralinsäuernis sehr präzise Rechnung getragen wird. Das ist zuweilen traurig, aber auch voller Poesie oder einfach sehr, sehr komisch. Schon für Kinder ab 5 Jahren und ihre erwachsenen Vorleser wenn es zum Beispiel heißt, dass Wärmflaschenkrodile zur Landplage geworden sind und sie ihre Eier vermutlich in Kaffeegeschäften ausbrüten, weil die Eltern sie ja von dort immer mitbringen. Und ältere Kinder, die bereits einigermaßen geübt sind, werden noch beim Selberlesen ihr Vergnügen daran haben. Nicht zuletzt auch wegen den auf den Punkt gebrachten, bestechend schlicht gehaltenen Illustrationen, mit denen Ulrike Möltgen hier ihr Debut gibt.
Weitere Besprechungen zu Werken von Jutta Richter
siehe:
Büchernachlese-Extra: Jutta Richter