buechernachlese.de
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Leute, die ihn Berlin früher zwischen 5.55h und 9.55h SFB 2 hörten,
werden seine Stimme kennen. Ob sie allerdings um diese Zeit die Muße
hatten, seinen Ausführungen zu folgen, ist eine andere Frage. Dazu
kommt, daß Helmut Ruppel in einer Sprache spricht, die alternativen
Trendsettern Bauchschmerzen bereiten muß, denn Helmut Ruppel ist
Kirchenmann, ein 'Evangele' oder besser, ein Protestant. Seine
Sprache entspricht dieser Herkunft, und er ist selbstbewußt genug,
sich nicht im momentanen Jargon Jugendlicher anbiedern zu wollen.
Er spricht eine deutliche Sprache ohne drastisch sein zu müssen. Dennoch
(oder gerade deswegen) werden auch manche 'christliche Mitbrüder
und -schwestern' zwar die Form billigen, aber sich über die Inhalte
mokieren.
Helmut Ruppel sitzt also zwischen allen Stühlen, wenn auch
weniger spektakulär, als mancher Fernsehredakteur - allerdings auch
(noch) mit geringerem Risiko als seine Vorbilder aus dem Alten und Neuen
Testament.
Träumen und Klagen heißt für ihn, auf das Versagen
von uns, insbesondere der christlichen Kirche, im sogenannten "III. Reich" damals oder
in der genauso gnadenlosen Bürokratie heute (z.B.Asylpraxis) hinzuweisen.
Aber keines der 64 'Worte zum Tage', das nicht auch noch ein Träumen
offenließe. Märchen und Parabeln, Briefe und Predigten, Psalmen
und rabbinischer Witz machen nachdenklich, ohne einen je ins Sentimentale
abgleiten zu lassen.
"Darf ich Sie einladen, einige Schritte mit mir zu gehen? Es ist
nicht weit ...
Einige Schritte in dieser Stadt, einige Schritte in die Vergangenheit,
vielleicht sogar einige Schritte in die Zukunft ..."
Ein Langzeitlesebuch ... für so manchen mal was ganz Anderes.