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Büchernachlese-Extra: Salman Rushdie

Salman Rushdie

Osten, Westen

Erzählungen. Kindler Verlag, München 1995, 220 S., ISBN: 3-463-40268-8, >>> Amazon
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Wer von Salman Rushdie zwar schon oft gehört, aber noch nie etwas gelesen hat, sollte es jetzt mit seinem Erzählband "OSTEN, WESTEN" versuchen.
Das erste Kapitel ist überschrieben mit OSTEN, und entführt uns nach Indien. "Guter Rat ist kostbarer als Rubine" erzählt von Miss Rehana, die sich um ein Visum nach England bemüht und dabei an den Beratungsexperten Muhamma Ali gerät. "Das kostenlose Radio" ist eine zartbittere Parabel von der Vermischung der Magie des Wunschdenkens mit der unerbittlich westlich determinierten Realität. "Das Haar des Propheten" erinnert formal an Tausendundeine Nacht, wird aber mit seinen aktuellen Bezügen zur beißenden Satire.
Danach geht es eine Steilklippe abwärts in den WESTEN. In "Yorick" wird Shakespeare gegen den Strich erzählt. "Auf der Versteigerung der roten Schuhe" führt Rushdie den westlichen Konsumismus ad absurdum und in "Christoph Kolumbus und Königin Isabella von Spanien erfüllen ihre gemeinsame Bestimmung" führt er einmal mehr die Abhängigkeiten von Herrschern und Beherrschten mit unabsehbaren Folgen für die Nachwelt vor.
Das dritte Kapitel OSTEN, WESTEN betont in seinen drei Geschichten die Synthese dieser beiden Lebensansichten. So löst sich z.B. "Die Harmonie der Sphären" als Dreiecksgeschichte auf, die insbesondere die Blockaden der Wahrnehmung vorführt. "Wer weiß, was Menschen zu Freunden macht? Irgend etwas an der Art, wie sie sich bewegen. An der Art, wie sie falsch singen." Vor der Volte äußert der Ich-Erzähler programmatisch für das ganze Buch: "... hoffte ich ein 'verbotenes Ich' schaffen zu können. Die wahrnehmbare Welt, nur noch Zynismus und Napalm, schien ganz und gar ohne Güte und Weisheit zu sein. Das verborgene Reich jedoch, in dem Sufis mit Adepten lustwandelten und große Geheimnisse erahnt werden konnten, würde mich lehren, weise zu sein. Es würde mir (..) Harmonie schenken."
Salman Rushdie erweist sich in all seinen Erzählungen als ein Virtuose, der seinen Charakteren in jeder Form mal ätzend ironisch, mal anrührend komisch gerecht zu werden vermag. Ein kosmopolitisches Buch, das höchst unterhaltsam das Wunderbare hinter dem Tellerrand nationaler und anderer Beschränktheiten erahnen läßt.

Eine Reportage und weitere Besprechungen zu Werken von Salman Rushdie siehe:
Büchernachlese-Extra: Salman Rushdie

Buechernachlese © Ulrich Karger


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