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Das Paar Viri und Nedra scheint mit seinen zwei Kindern das Familienglück
geradezu gepachtet zu haben. Ende der 50er Jahre sind sie Mitte bzw. Ende
Zwanzig, sie gehören der gehobenen Mittelschicht an, geben großzügige
Dinnerparties in ihrem schönen alten Haus und verbringen ihre Ferien
in Amagansatt am Atlantik. Ihre Freunde sind geistreich, die Kinder nehmen
dankbar die vielen Anregungen und Spiele an - das Haar in der Suppe läßt
nicht lange auf sich warten. Da hat Viri einen Seitensprung hinter sich,
während Nedra schon lange vorher und noch lange danach ein Verhältnis
zu einem anderen Mann pflegt. Ein Gesellschaftsroman unter vielen? Beileibe
nicht!
Nicht postmoderne Seichtigkeit sondern moderne Erzählkunst in
Vollendung, fangen einen bereits die ersten Sätze ein, so brillant
geschliffen, so genau dosiert sind sie - egal, ob Salter nun etwas oder
jemanden im Detail beschreibt, eine Stimmung anbahnt oder ein Erlebnis
schildert. Und auch die Kunst des Weglassens beherrscht er, überspringt
bisweilen sogar einige Jahre und setzt in der Mitte einer neuen Begebenheit
ein. Obwohl die LICHTJAHRE einen genauen Anfang haben, nämlich 1958,
und wie in Spiegelglassplittern reale Zeitgeschichte aufblitzt, geht dieser
Roman weit über irgendeine bestimmte Konstellation irgendeiner Beziehungskrise
hinaus. Das Angehören einer privilegierten Schicht wird hier zu etwas
Archetypischem, Viri zum König, Nedra zur Königin eines noch
kaum derart dezidiert auf den Punkt gebrachten Mythos. Gerade das Fehlen
ablenkender Überlebenssorgen erlaubte Salter das umso genauere Unter-die-Lupe-nehmen
von Hoffnungen und Erwartungen an den Anderen in einer Lebensgemeinschaft.
Sich selbst verwirklichen, sich aufgeben in, für, mit der Familie
wird hier auf elegantem Terrain bloßgelegt. Mit einer Distanz, die
einen berührt, eben weil die Parteinahme für das eine oder andere
Konzept uns Lesern überlassen bleibt.
Der Roman endet mit einem Tod und einem Neuanfang in der Gegenwart
von 1975 - kaum zu benennen, was erstaunlicher ist: Daß dieses Werk
schon so alt sein soll oder daß es erst jetzt von einem deutschen
Verlag entdeckt wurde.