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"Die antike Geschichte ist ein schwieriges Thema. Sie verlangt vor
allem gesunden Menschenverstand und ein gutes Gespür für Quellen.
Unsere Quellen enthalten Informationen über Jesus, die wir aber nicht
herausbekommen können, wenn wir dogmatisch befinden, daß einige
Sätze die reine Wahrheit und andere Erdichtungen seien."
Dieses Zitat darf als programmatisch für das Buch SOHN GOTTES
von E.P. Sanders gelten. Seine "historische Biographie Jesu" entbehrt
jedes Hangs zur Sensation, und die angesichts der Quellenlage unumgänglichen
Spekulationen werden als solche eindeutig kenntlich gemacht.
In 17 Kapiteln untersucht der Religionswissenschaftler das Leben Jesu
anhand der Evangelien und im Kontext zeitgleicher Berichte wie z.B. die
von Josephus. Er entfaltet so höchst solide ein Zeitbild, das in die
Lage versetzt, gewissen Ungereimtheiten in den Evangelien auf die Spur
zu kommen, ohne deshalb gleich das Kind mit dem Bade ausschütten zu
müssen. Akribisch wahrt er die historische Sicht, theologische Befindlichkeiten
interessieren hier nur als Ausdruck einer Zeitepoche. Aber gerade diese
feinsäuberliche Trennung der Perspektive erlaubt auch einen autonomeren
Zugang zu den Glaubensinhalten. "Das Leben Jesu im Umriß" klärt
das, was wir mit großer Wahrscheinlichkeit vom Leben Jesu wissen
und stellt es Kapiteln wie "Politische Verhältnisse", "Die
Probleme der Primärquellen" und "Kontroversen und Gegensaätze
in Galiläa" gegenüber. Ein umfangreicher Anhang setzt schließlich
den informativen Schlußpunkt. Dank seiner anregend allgemeinverständlichen
Sprachregelung sei es Laien, aber auch angehenden ReligionslehrerInnen
zur Erweiterung der für das Verständnis des Neuen Testaments
notwendigen Realienkenntnis nachdrücklich anempfohlen.