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April 2009: Die 'Europäische Organisation für Kernforschung' mit Sitz in Genf und bekannt unter dem französischen Akronym CERN hat unterirdisch einen Teilchenbeschleuniger in Betrieb genommnen. Bei -271 Grad sollen Hadronen miteinander kollidieren und dabei Energien freisetzen, wie kurz nach dem Urknall. Doch dann kommt es ganz anders als gedacht - weltweit verlieren alle Menschen für einige Sekunden das Bewusstsein und sehen für diesen kurzen Zeitraum auf ihr zukünftiges Leben in 21 Jahren ...
Von Haus aus Wissenschaftsjournalist, legt der Kanadier Robert J. Sawyer mit "Flash" einen fesselnden Science-Fiction-Thriller vor, der gleich auf mehreren Ebenen zu überzeugen vermag. Da ist zum einen das Experiment selbst. Bereits 1999 im Original vorgelegt, bezieht sich Sawyer in seinem Roman auf eine Versuchsanordnung, die noch im Jahr 2008 tatsächlich vonstatten gehen soll und wegen seiner vermeintlichen Risiken heftig kritisiert wird. Das andere sind die Projektionen auf die Auswirkungen, die so ein Blick in die Zukunft haben könnte. So sucht einer der Protagonisten seinen künftigen Mörder, ein Paar kurz vor der Hochzeit sieht sich in der Zukunft voneinander geschieden, ein sehr schüchterner Wissenschaftler sich in einer unerwartet heftigen Liebesbeziehung. Mit dieser Ausgangssituation ist ein Urgrund gelegt, aus dem noch viele andere Romanautoren Honig für weit mehr Handlungsträger saugen könnten.
Bleibt nicht zuletzt die Frage: Wie steht es um das Wissen einer Zukunft? Ist sie damit veränderbar? Und wenn zu beeinflussen, inwieweit bzw. wie sehr? Hierfür lässt der Autor in den Dialogen diverse, seriös diskutierte Theorien einfließen, die allesamt trotz ihrer Widersprüchlichkeit einen plausibel scheinenden Kern bergen.
Mit nur soviel Fachchinesisch wie nötig ausgestattet, folgt man diesem SF-Roman mit großem Vergnügen bis zur letzten Seite in die gewisse Zukunft, sich dann großartig unterhalten zu haben.