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Privatdetektiv Georg Dengler wird mitten in der Nacht von seiner Ex-Frau angerufen. Jakob, ihrer beider mit 18 Jahren inzwischen volljähriger Sohn, hat sich bei ihr seit zwei Tagen nicht mehr aus Barcelona gemeldet. Was Dengler erst als "typische" Hysterie abtun will, erweist sich jedoch als berechtigte Vorahnung seiner Ex-Frau. Denn Jakob ist gar nicht in Barcelona sondern als Tierschützer in Oldenburg unterwegs, um die Massentierhaltung der Fleischindustrie und ihren Umgang mit ihren Beschäftigten als grausam und ausbeuterisch zu entlarven. Er und sein Freunde sind jedoch entdeckt und eingesperrt worden - allerdings nicht von der Polizei, sondern von Rockern, die bereits ihren Tod zum Verwischen von Spuren eines Brandanschlags eingeplant haben ...
Wolfgang Schorlau wird auch mit "Am zwölften Tag", dem siebten Fall Denglers, polarisieren, denn offensichtlich ist für den Autor das Krimi-Genre nicht zuletzt ein Transportmittel für die Ergebnisse seiner Recherchen über aktuelle gesellschaftliche Missstände. Und die bringt er auch in Sachen Fleischindustrie derart eindeutig und unmissverständlich auf den Punkt, dass selbst den größten Ignoranten der Appetit auf deren Erzeugnisse vergehen sollte. Dabei lässt er in Monologen einen der großen Schlachthofbesitzer genauso zu Wort kommen, wie auch in Druck geratene Bauern und Arbeiter aus dem Osten Europas.
Die Entfaltung des Krimi-Plots und seiner Charaktere ist trotz dieser Prioritätensetzung immerhin noch durchschnittlich überzeugend. Auch wenn Schorlaus Sprachregelung alles andere als geschmeidig ist und insbesondere auf den ersten Seiten sein Stakkato kurzer Hauptsätze wohl auf Leseschwache zielt, zieht die Geschichte und das, was hier kontrastreich aber glaubhaft vor Augen geführt wird, einen in den Bann. Denn Schorlau nennt im Gegensatz zu anderen Krimiautoren zuweilen auch durchaus Ross und Reiter aus Politik und Wirtschaft mit Klarnamen, und er belegt im Anhang die genutzte Lektüre für seine Erkenntnisse, die wiederum um zwei Predigten des Monsignore Peter Kossen ergänzt werden.
Gerade Politikern, die sich ja mit vielen komplexen Themen auseinanderzusetzen haben, würde man wünschen, dass sie sich Schorlaus eingängige Krimis auf den Nachttisch als Bettleküre legen und darin dann auch lesen - und Schlussfolgerungen zugunsten ihrer Wähler als eigentlichen Auftraggebern ziehen.
Bekanntlich stirbt die Hoffnung ja zuletzt ...