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Das Buch "ZU SEINEM WORT STEHEN" bietet einmal mehr die Gelegenheit,
aktuelle Texte, Reden und Predigten Friedrich Schorlemmers mit seinen früheren
zu vergleichen.
Nicht das Reden von gestern verleugnen, alten Freunden die Treue halten,
alten Feinden Wandel nach Verzeihung zugestehen, das Neue nicht unkritischer
als das Alte sehen, ..seinen Glauben an Gott bewahren. Diese und andere
Gesichtspunkte in den öffentlichen Darlegungen Schorlemmers finden
nicht überall Zustimmung.
Der Nimbus, Gegner einer Diktatur gewesen zu sein, wird in der freien
Marktwirtschaft weder extra berentet noch gewährt er auf Dauer eine
gewisse Immunität. Überhaupt ist das differenzierte Streiten
von Bürgerrechtsbewegten nicht von sonderlich allgemeinen Interesse.
Man kämpft auch wieder mehr gegeneinander, als gegen das Unbewegliche
unserer Mehrheiten. Und so findet sich der auf Aussöhnung bedachte
Vermittler Friedrich Schorlemmer erneut zwischen allen Stühlen.
Daß er ein ausgezeichneter Redner ist (Friedenspreis des Deutschen
Buchhandels 1993), muß nicht weiter hervorgehoben werden. Das unterbietet
er auch in seinem neu zusammengestellten Buch nicht.
Die Klammer darin bildet seine eingestandene Verletzlichkeit. Er hatte
Mißverständnissen Tür und Tor geöffnet, denn wer nicht
verstehen wollte, achtete auch nicht auf Zwischentöne. Gerade die
aber beherrscht Schorlemmer wie kaum ein zweiter und leidet nun an überwunden
geglaubter Sprach- und Verständnislosigkeit. Es ist an uns, diese
Verletzungen nicht zu belächeln und z.B. wegen seines "Wir" mit Christa
Wolf nicht vorschnell den Kopf zu schütteln. Schorlemmer zeigt, wie
die biblisch bezeugten Erfahrungen ins Heutige zu lesen wären. Christen
müßten ihn eigentlich verstehen, wenn sie das Eigentliche vom
Christentum verstehen. Aber das tun nur wenige. Schorlemmer dagegen ist
nun in Gefahr, alle, die nicht seiner Sprachregelung folgen wollen, als
destruktive Zyniker zu brandmarken. Er sollte im Gespräch bleiben.