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Im 15. Jahrhundert ist ein gewisser Laurens Coster gerade dabei, die Vervielfältigung von Büchern zu revolutionieren, als er das geheimnisvolle Überbleibsel eines Baumdrachen entdeckt: Blütenweißes, hauchdünnes, nahezu unzerstörbares Papier, auf dem alle Weisheiten und Geschichten dieser Welt verborgen sind. Bevor Coster es näher untersuchen kann, wird er das Opfer von Fust, den so manche auch mit dem legendären Faust in Zusammenhang bringen. Fust entwendet das Papier sowie Costers grandiose Idee der Buchvervielfältigung. Im Hause des Johannes Gutenberg trifft er schließlich auf den Lehrling Endymion Spring und beobachtet, wie dieser mit einem Blutstropfen von sich dem Geheimnis des Papiers auf die Spur kommt. 500 Jahre später entdeckt ein Junge namens Blake Winters in der Universitätsbibliothek Oxfords ein Buch mit leeren Seiten ...
Der Aufmachung, dem Thema und dem Plot nach hat "Endymion Spring - Die Macht des geheimen Buches" durchaus das Zeug zu einem "angesagten" Jugendbuch. Die Protagonisten seiner beiden Handlungsstränge in Gegenwart und Vergangenheit sind überzeugend und bieten mit dem Titelhelden und Blake Winters eingängige Identifikationsfiguren. Doch manchmal scheint dem Autor Matthew Skelton wie seinem an Konzentrationsmangel leidenden Blake die Luft ausgegangen zu sein. Dann sind anstelle ausführlicher Erzählungen, insbesondere was den Drachen getötet und wieso er dennoch das Papier hinterlassen hat oder wie zum Ende hin Endymion an eine Schiffspassage von Rotterdam nach England gekommen ist, nur vage Behauptungen nachzulesen. Aber die erzählerisch ausgeführten Episoden und Rahmenhandlungen sind in sich schlüssig und ziehen einen auch über das Geheimnis des Papiers hinaus in Bann, wenn sie z.B. Blake und Duck dem irritierend rätselhaften Konflikt ihrer getrennt lebenden Eltern aussetzen.
Bestechend auch der Einfall, Blake die kleine, nichtsdestotrotz weitaus belesenere Schwester Duck an die Seite zu geben, der sich das Buch jedoch nicht offenbart. Das gönnt allen Träumern einen kleinen Triumph über die ständig aufgeweckten Besserwisser - wiewohl Blake am Ende noch sehr auf Ducks Hilfe angewiesen sein wird.
Man wünscht diesem Buch wirklich eine nachhaltige Lektorierung, dann könnte es eine echte Alternative zu Harry Potter & Co. werden. So aber mag es als Schmöker mit vielen spannenden Passagen durchgehen, der 12-jährige und ältere sicher auf ihre Kosten kommen lässt - sofern sie mindestens ebenso lesehungrig wie die kleine Duck sind.