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7 ist die Lieblingszahl von Willow Chance, nicht zuletzt weil ihre Adoptiveltern sie an einem 7. Tag des 7. Monats zu sich geholt haben. Und wiewohl Willow sich selbst als sehr "seltsam" einschätzt, weiß sie sich von ihren Adoptiveltern über die Maßen geliebt. Und diese Liebe gibt ihr die Kraft, alle möglichen Projekte in Angriff zu nehmen und mit großem Erfolg umzusetzen. So entwickelt Willow eine Leidenschaft für Pflanzen aller Art und lässt in kurzer Zeit am Haus ihrer Eltern einen regelrechten Dschungel aufblühen. "Seltsam" an ihr erscheint Willow das, was ihr Andere als "Hochbegabung" attestieren. Und das schützt sie keineswegs davor, in ein tiefes Loch zu fallen, nachdem ihre beiden Adoptiveltern bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen sind. Aber zum Glück verfügt Willow auch noch über eine andere Begabung, die am Ende nicht nur sie, sondern auch manch Andere ihre Krisen überwinden lassen hilft.
Holly Goldberg Sloan hat mit "Glück ist eine Gleichung mit 7" ein anrührendes Buch vorgelegt, das sich jedoch nicht so einfach einordnen lässt.
Während die Geschichte in den heutigen USA spielt und die Lebensumstände im kalifornischen San Joaquin Valley sehr realistisch zeichnet, hebt sich Willow erheblich von den anderen Protagonisten ab und scheint nicht immer ganz von dieser Welt zu sein. Sie wird zum Katalysator eines Lehrstücks mit märchenhaften Zügen, das nur sehr mittelbar Identifikationsmöglichkeiten bietet, dafür aber grundsätzlich das sich Einlassen auf Andere, auch auf ganz Andere, anschaulich macht. Das wiederum setzt den Anfang für eine Gemeinschaft, die den Einzelnen auch in größter Not nicht alleine lässt.
Willow ist nicht nur in kognitiver Hinsicht hochbegabt und lernt in kürzester Zeit Vietnamesisch, um damit die zwei Jahre ältere Mai als Freundin zu gewinnen, sondern sie ist auch höchst einfühlsam und ihr Charme inspiriert viele andere, denen sie begegnet. So erkennt sie auf einen Blick, woran ihr Sozialbetreuer Duke Dell leidet oder vermag den Taxifahrer Jairo mit den richtigen Worten von der Lebensbedrohlichkeit eines Muttermals in seinem Nacken zu überzeugen.
Wirklich mitreißend ist die Darstellung ihrer Sprachlosigkeit, nachdem sie vom Verlust ihrer Eltern erfahren hat. Denn in jenen ersten Tagen danach ist in ihrem Inneren nicht einfach Leere, sondern sie steht da sozusagen neben sich und formuliert das, was viele nachfühlen, aber nur in den seltensten Fällen in Worte fassen könnten. Zudem weiß die Autorin all diesen Vorgaben trotz aller Traurigkeiten auch immer wieder köstliche Situationskomik und pointierte Dialoge abzugewinnen. Beispielsweise, wenn Mais Mutter ruckzuck den Umzug aus ihrer Garagen-Geschäftswohnung in Dells Wohnung organisiert und dafür Dell kurzerhand bei einem Nachbarn unterbringt, damit das Amt die zwischenzeitliche Unterbringung von Willow bei ihr erlaubt.
Wie es sein könnte, wenn jeder nur ein bisschen über seinen Schatten spränge - diesen Traum spinnt die Autorin zur unterhaltsamen Seelennahrung gleich einem Stück Schokolade aus. Denn auch wenn einem hier so Manches zu viel des Guten erscheint, gelingt es Sloan, das so intelligent und mit viel Wortwitz in Szene zu setzen, dass sich auch Erwachsene mit Vergnügen immer weiter auf diese Achterbahn der Gefühle bis zum unausweichlichen Happy End begeben.