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Cord Framhuysen, vor seiner Augenverletzung Tennislehrer, verdingt sich nun seit über 20 Jahren als Haushüter von Wohnsitzen der Upperclass. Bislang gern nachgefragt, weil er es verstanden hat, seine Aufträge äußerst diskret und nahezu spurenfrei abzuwickeln, bedrängen ihn nun im Landhaus eines bekannten Schauspielers zwei ungebetene Gäste, darunter seine seit Jahren nicht gesehene Tochter, und lassen ihn am Ende als Verdächtigen für zwei Eigentumsdelikte zurück - das Aus für seine Existenz, wären da nicht noch seine Reflexe für den Big Point ...
Christoph Steier, Jahrgang 1979, legt mit "Framhuysen" eine Kriminalnovelle vor, die tatsächlich alle positiven Eigenheiten dieser Genrekombination erfüllt: Wegen ihrer Kürze in gut (und gerne!) drei Stunden einzuverleiben, erzählt sie von einem eigenartigen Mann, der sein Zurückgenommensein zum Beruf gemacht hat. Darin in eingängiger Sprachdichte eingesponnen und aus wechselnden Perspektiven vorgestellt, die Hintergründe für eine allseitige Beziehungsunfähigkeit und die Rituale einer Gesellschaftsklasse, die im permanenten Wechsel zwischen Schein und Sein nach vertrauten Nischen sucht. Der Spannungsbogen der Kriminalstory wird dabei geschickt ins scheinbar Unmögliche gedehnt, um schließlich doch noch ins überzeugende Ende eines betrogenen Betrügers zu münden. Das ist weit mehr als "nett", sondern Literatur von Niveau, die zu fesseln und zu unterhalten vermag.