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Jacob hat sie alle zu einer "Riesen-Party" eingeladen. Angeblich in das Haus seines Onkels. Liz, Nelli, Amelie sowie Colin und Benjamin sind begeistert: die reinste Traumvilla, ein "Wonderland" an einem Strand von Thailand. Doch nach einem Drink kommt das böse Erwachen. Alle, auch der zum Einladen erpresste Jacob, finden sich in einer Art Lager wieder, über dessen x-fach gesicherten Eingang Metallbuchstaben "Ein Opfer macht frei" anzeigen. Jeden zweiten Tag müssen sie einen von sich auswählen - und gewinnen mit dem Todeskandidaten nur etwas Zeit für die Übrigen …
"Wonderland" von Christina Stein bietet jugendlichen Lesern eine Lektüre an, die Genreversatzstücke aus Actionthriller und "Reality Game" bis zum Anschlag und darüber hinaus dreht. Laut Angaben des Verlags für das Marketing einer Firma zuständig, versteht die Autorin so gesehen ihr Handwerk. Einmal angefangen, wird man das Buch bis zu Ende lesen - um sich allerdings danach weit unter Niveau unterhalten zu fühlen.
Dass ein Buch sogar Kinder in einer Ausnahmesituation mit brutalen Fragestellungen konfrontiert, ist spätestens seit "Herr der Fliegen" nichts Neues - hier aber sind es Heranwachsende Anfang zwanzig, von denen der aus vermögendem Hause stammende Jacob auch noch so manch asiatische Kampfkunst samt Übungen zur Selbstbeherrschung in petto hat. Auf der anderen Seite Liz, die wunderschöne, vormals äußerst talentierte Ballettänzerin, die an einer schweren Herzkrankheit leidet. Und auch die anderen sind ähnlich begabt angelegt. Liz bewertet immerhin zu Anfang ihre Beobachtungen des Öfteren als "kitschig" oder "klischeehaft". Aber auch ohne derartige "Selbstkritik" wird dann weiterhin ein Klischee an das andere gereiht. Insgesamt leistet die Autorin hier trotz verschiedener Ich-Erzähler ein kaum voneinander unterscheidbares "Jugendsprech", meist im "atemlosen" Stakkato kurzer Hauptsätze oder aber in der mehrzeiligen Verschachtelung wenig Sinn befördernder Plattitüden.
Die hinter dem "Spiel" agierenden Täter sind von einer auf die Spitze getriebenen pervertierten Brutalität, die allein für den Nervenkitzel in nicht minder zweidimensionaler Oberflächlichkeit aufgetragen wird. Unter anderem mit der von jeder tieferen Reflektion frei gehaltenen Anspielung auf das Lagertor eines KZs …
Und dies, wohlgemerkt, herausgegeben im Jugendtaschenbuch-Imprint des Fischer Verlages. Mag sein, dass mit so einem Machwerk auch unter Jugendlichen viele Leser gewonnen werden. Aber um welchen Preis?