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buechernachlese.de
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Im Herbst 1991 wird die Leiche des Bootsverleihers Siegmar Eck aus dem See einer mecklenburgischen Kleinstadt gefischt. Nur wenige Tage zuvor hatte Eck den Hauptkommissar Groth angesprochen, weil er sich verfolgt fühlte. Doch er roch nach Schnaps und sein Äußeres wirkte verwahrlost, so dass Groth ihn nicht sonderlich ernst nahm. Aber was nun seinen Tod angeht, glaubt Groth nicht wie die meisten anderen vor Ort an einen Alkohol bedingten Unfall …
Susanne Tägder legt nach preisgekrönten Kurzgeschichten mit "Das Schweigen des Wassers" auch ein sehr bemerkenswertes Kriminalroman-Debüt vor, dessen Manuskript bereits mit einem "Werkbeitrag" bzw. einem Stipendium des Kantons Zürich bedacht wurde.
Für die Entfaltung des Plots nutzt die Autorin - ähnlich wie beim "Polizeiruf 110" - vor allem die Zeichnung ihrer Figuren und der Atmosphäre, in der sie sich bewegen und agieren … oder auch nicht agieren. Und das dreht zwar erst nur allmählich, dafür dann aber umso stärker an der Spannungsschraube.
So hatte Groth sein Abitur noch in der besagten fiktiven Kleinstadt gemacht, doch anschließend zieht er kurz vor Mauerbau in den Westen, um 1991 als ein aus Hamburg zugereister "Aufbauhelfer Ost" wiederzukehren. Somit fremd, aber doch nicht wie andere "Wessis" gänzlich unvertraut mit den Verhältnissen vor Ort, stößt Groth alsbald auch darauf, dass Siegmar Eck zehn Jahre zuvor des Mordes an der jugendlichen Tochter eines Kommissars der Volkspolizei angeklagt war. Diese Anklage erfolgte aber erst ein Jahr nach der Tat, und Eck musste schließlich mangels Beweise wieder freigelassen werden.
Und so weitet sich der Horizont allmählich vom Kleinklein des allzu Zwischenmenschlichen in immer weiteren Kreisen von der jüngeren Historie in eine spätere, auf ganz andere Weise dynamische Gegenwart, die zuweilen erst heute, also über 30 Jahre nach dem Mauerfall, eine aufklärende Durchleuchtung erfährt bzw. erfahren kann.
Und wenn man nur im Klappentext die biografischen Angaben zur Autorin liest, wonach sie 1968 in Heidelberg geboren wurde, als Richterin an einem Sozialgericht in Karlsruhe gearbeitet hat und heute mit ihrer Familie in der Schweiz sowie im kalifornischen Silicon Valley lebt, stellt sich schon bald die Frage, woher sie ihr Gespür nicht nur für die Zeit, sondern auch für das Mecklenburg und seine Bewohner von damals herhat. In einem von Verlagsseite aus geführtem Interview erläutert Tägder dazu, dass ihre Eltern "der DDR entkommen" konnten und sie als Dreijährige mit ihrem Vater dessen Heimatstadt zum ersten Mal besucht hatte.
Diese offengelegte Beziehung über Bande zur einstigen DDR erklärt denn auch ein wenig die Motivation zu der im Roman abgehandelten Thematik. Und zugleich die für einen guten Roman notwendige Distanz, um die Figuren, egal woher sie stammen, nicht holzschnittartig schwarzweiß, sondern mit neugierig haltenden Ecken und Kanten im Graubereich auszustatten.
Nicht zuletzt auch dank der vorzüglich und stets auf den Punkt gebrachten Sprachregelung für die Handlung wie auch für die Figuren kann mit "Das Schweigen des Wassers" seit Langem mal wieder ein deutschsprachiger Krimi in die Büchernachlese-Bestenliste aufgenommen werden.