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Ludwig Tieck

Der Bayersche Hiesel

Biograpie. Hrsg.: Heiner Boehnke und Hans Sarkowicz. Insel Verlag, Frankfurt a.M. 2005. 188 Seiten. 7,50 Euro. ISBN: 3-458-34777-1, >>> Amazon
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Nachdem nun ein Bayer gar zum Papst gekürt worden ist, setzt es einen reizvollen Contrapunkt auf die Geschichte, ja, den Mythos eines Landsmannes hinzuweisen, der sich allerdings vielmehr durch sein Berüchtigtsein, denn lautere Berühmtheit auszeichnete.
Die Rede ist von Mathias Klostermayr der als Bayrischer Hiasl bzw. laut Titel des Buches als "Bayersche Hiesel" zu überregionaler Bekanntheit gelangte. Seine Raubzüge richteten sich zuerst und vor allem gegen die Fürsten und ihre Aufseher, die den einfachen Leuten das Jagen in ihren Wäldern versagten. Diese Jagden wären aber nicht nur zur Ergänzung kärglicher Mahlzeiten vonnöten gewesen, sondern auch ein Schutz gegen die Erntebedrohenden Flurschäden, die das allzu zahlreiche Wild anrichtete.
Im Text dieser gut 200 Jahre alten Biographie sowie im Nachwort der Herausgeber wird der "Hiesel" (kein Bayer würde den Namen so schreiben, geschweige denn aussprechen!) somit als politisch motivierter Straftäter gekennzeichnet, dem danach erst zum Ende hin jedes Maß abhanden kam, so dass die Hinrichtung mit dem Rad auch von den "kleinen Leuten" nur noch wenig bedauert wurde. Doch wer die Geschichte liest, wäre zwar froh, dass es keine Todesstrafe mehr gibt, aber "dieses erst zum Ende hin" abhanden gekommene Maß dürften heutzutage viele anders beurteilen.
Zur einen Hälfte (Kap. 1-11) entstammt "Der Bayersche Hiesel" der Feder des Serienschreibers Friedrich Eberhard Rambach und mit der anderen (Kap. 12-23) wird eine frühe Etüde Ludwig Tiecks vorgestellt. Ludwig Tieck als einen der Schriftsteller der Romantik als Verfasser prominent herauszustellen ist verständlich, aber Rambach lediglich im Nachwort und nicht auf dem Titelblatt als Mitautor zu erwähnen, ist eine Entscheidung, die auch dessen vergleichsweise hölzerner Erzählstil nicht rechtfertigt. Tatsächlich aber hebt sich die weit gefälligere Schreibweise des "frühen" Tieck im zweiten Teil sehr ab, und sorgt für gelungene dramatische Effekte.
Insgesamt eine auch dank des instruktiven Nachwortes sehr ansprechende Lektüre, die ein frühes Beispiel dafür liefert, wie sich Ende des 18. Jahrhunderts liberale Aufgeklärtheit gegen Herrschaftswillkür hierzulande ins Zeug zu legen versuchte.

Buechernachlese © Ulrich Karger


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