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Büchernachlese-Extra: Hans-Ulrich Treichel

Hans-Ulrich Treichel

Von Leib und Seele

Berichte. Suhrkamp, Frankfurt a. M. 1992, 86 S., ISBN: 3-518-40439-3, >>> Amazon
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Stellen Sie sich vor, einer erzählt aus seinem Leben und bringt es dabei fertig, sein Gesicht genausowenig zu verziehen wie einst Buster Keaton.
In acht Kapiteln "berichtet" der in Berlin lebende Hans-Ulrich Treichel VON LEIB UND SEELE. Statt nun ein vielhundert Seiten dickes Compendium zu verfassen, beschränkte sich der in Berlin lebende Autor auf knappe 80 Seiten. Die haben es allerdings in sich. Es ist manchmal schwierig, bestimmte Prosastücke mit Genrebezeichnungen zu versehen und sie in passende Schubladen zu stecken. Aber diese Texte mit "Berichte" zu unterschreiben, trifft nur insofern ins Schwarze, als Treichel scheinbar von sich und jedweder Schlußfolgerung losgelöst seine Geschichten erzählt. Es sind acht Grotesken, die lediglich durch den Ich-Erzähler zusammengehalten werden und jede für sich das Zwerchfell zu reizen vermag, selbst dann, wenn es um das pathologische Einsamkeitsgefühl des Ich-Erzählers geht. Selbst die erste: Trotz der an Länge Cäsar noch übertrumpfen wollenden Schachtelsätze wird hier nämlich sehr erfolgreich und dröge ein Aspekt einer Kindheit aus der Sicht eines Kindes in den 50iger Jahren vorgeführt: Jenes in Nebelhalten der Vergangenheit, das sich auch in den pauschalierenden Umschreibungen für bestimmte Personengruppen ausdrückte. DER RUSSE, DER POLE ...
Es folgen Therapieversuche, die allesamt abgebrochen wurden, da dem Patienten entweder der Markenname eines Kassettenrekorders zu sehr ins Auge stach oder ein anderer Analytiker sich schließlich selbst vergiftete. Der Schlag in die entsprechende Szene trifft heftig. Ebenso der gegen die Germanisten- und Literaturszene, wenn Treichel universitäre "Streitgespräche" oder die Entstehung mancher Preisverleihungen glossiert.
VON LEIB UND SEELE ist eigentlich nur an einer Stelle unbefriedigend, nämlich am Ende, das viel zu früh die Droge des freigiebig versprühten Sarkasmus entzieht, ohne noch die Kurve zu etwas anderem zu finden. Da fehlt etwas, was diesen Appetithappen zu einer vollwertigen Kost werden läßt und es beschleicht einen das Gefühl, der Titel des Buches sei doch eine Spur geprahlt.

Weitere Besprechungen zu Werken von Hans-Ulrich Treichel siehe:
Büchernachlese-Extra: Hans-Ulrich Treichel

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