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Arnold Zweig zählte ihn zu den "kleinen Propheten": Kurt
Tucholsky. Kaum einer hatte wie er schon so bald aus dem Kaffeesatz der
Weimarer Republik die aufsteigende "braune Pest" herausgelesen. Und noch
heute gibt es wenige, die sich so entschieden gegen den Militarismus ausprechen,
wie er es tat. Das führt dann dazu, daß selbst bald 60 Jahre
nach seinem Tod ein General den Besuch einer Tucholsky-Ausstellung mit
dem Wunsch kommentiert, solcherlei doch endlich "auf dem Müllhaufen
der Geschichte verschwinden zu lassen". Denkste!
Der Quadriga Verlag legt nun die neuausgestattete Auflage von KURT
TUCHOLSKY - EIN LEBENSBILD vor.
291 Seiten im Din-A-4-Format mit 325 Abbildungen, angefangen von Tucholskys
Kindheit bishin zu seinem Tod. Dem Herausgeber Richard von Soldenhoff gelang
damit ein Menschenbild, daß ohne glorifizierende Attitüden und
Spekulationen auskommt, sondern Tucholsky in seiner Größe genauso
redlich dokumentiert, wie in seinen Schwächen und Leiden. Manches
wird manchem neu sein. Langwierige Operationen an seinen Stirnhöhlen
oder daß K.T. sich sein Brot zeitweilig auch als Hilfsfeldpolizeikommissar
in Rumänien und später als Sekretär des früheren preußischen
Finanzministers Hugo Simon verdiente, denn: "... wogegen ich mich mit
aller Macht stemme, ist die Anschauung, als sei in meinem Alter und bei
meinem rein äußerlichen Erfolg das Verhungern, Geldpumpen, die
Zahlungsschwierigkeiten - als sei das ein Normalzustand."
Ein preiswertes Buch, das Tucholsky ein würdiges Denkmal setzt.