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Miss Garnet ist eine englische Lehrerin im Ruhestand und meint, ihr Leben fest im Griff zu haben. Unerwartetes, Überraschendes - das betrifft nur andere. Doch nach dem Tod ihrer Freundin und Mitbewohnerin Harriet beschließt sie für ein paar Monate nach Venedig zu ziehen. Hier begegnet sie schon bald einem zuvorkommenden Kunsthändler, der sie u.a. auf die Spur der geheimnisvollen Gemälde der Chiesa dell'Angelo Raffaele bringt - und ihn den sie sich bald heftig verliebt. Doch ihre Gefühle, ihre Erlebnisse in Venedig scheinen auf ganz eigentümliche Weise mit jenen Gemälden in Verbindung zu stehen, die die Geschichte des biblischen Tobit erzählen. Am Ende denkt und handelt Miss Garnet ganz anders, als sie es sich je zu träumen gewagt hat.
Salley Vickers hat es in 'Miss Garnet und der Engel von Venedig' auf das Amüsanteste und Anrührendste verstanden, (mindestens) drei Welten aufeinanderstoßen und in Beziehung treten zu lassen. Die nur scheinbar unbewegliche Miss Garnet, das morbide Venedig mal mit, mal ohne Touristen sowie einen biblischen, genauer gesagt, einen apokryphen Text, der in originalgetreuen Nacherzählungen immer wieder zwischen die Romankapitel eingeschoben ist und in dieser Korrespondenz dreier Vergangenheiten zu einem sehr gegenwärtigen Leuchten gebracht wird. Alle drei Elemente sind kenntnisreich und liebevoll, doch ohne jedes spektakuläre Sentiment miteinander verwoben, und es überrascht nicht zuletzt auch den Leser immer wieder, wie gut das alles zusammengeht und womöglich auch den eigenen Horizont erweitert.
Eine Spannung der anderen Art und gewiss auch unterhaltender als so manch andere ...