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Nein, "Roman-Verführer" sind DIE WUNDERBAREN FALSCHMÜNZER
von Rolf Vollmann keineswegs, auch keine Art "Roman der Romane".
Vollmann hatte sich ein hohes Ziel gesetzt, nämlich seine Liebe zu
alten Werken aus den Jahren 1800 bis 1930 weiterzuvermitteln. Er wollte
deshalb nicht aufzählen, sondern erzählend eine Brücke in
die Vergangenheit schlagen. Stattdessen plauderte er. Hätte er doch
damit eine Radiosendung gestaltet! Gedruckt soll man sich nun durch undisziplinierte,
schier endlos mäandernde Sätze kämpfen.
Noch schlimmer: Der Haupttext wird zerhackt und zergliedert von Fußnoten, Anmerkungen,
"Grabschriften" und eingestreuten Biographien. Das Nebenbei müßte
einen als autonomen Leser ja nicht anfechten - wäre es nicht oft lesenswerter
oder zumindest unterhaltsamer als der Haupttext, der mitten im Satz unterbrochen
wurde und dann einem bei nur durchschnittlicher Gedächtniskapazität
längst wieder entfallen ist.
Name droping? Eine Sintflut von Namen
und Werkbezeichnungen wird nicht wirklich vorgestellt, sondern lediglich
angespielt. Die LeserInnen müßten schon das hierin zelebrierte
Belesenheitsformat eines Vollmanns haben, um auch nur öfter als manchmal
genau zu wissen, wovon nun gerade die Rede ist. In einem war er immerhin
konsequent, als Nachschlagewerk ist diese Arbeit nicht zu nutzen. So sind
die vier Register nur dem zweiten Band angefügt, helfen aber auch
dort kaum weiter. In ihnen kann man zwar die Geburts- und Sterbedaten für
Wert befundener AutorInnen und von deren Werken sogar den jeweiligen Satzzeichenumfang
erfahren, aber nicht die das Finden erleichternden Index-Seitenzahlen.
An ihrer Stelle immer nur Jahreszahlen! Denn sie sind eine Botschaft: Jeder
Roman entwickelt sich auf der Grundlage und Kenntnis seiner Vorgänger
- oder auch nicht. So so.
Weder Fisch noch Fleisch ist das Ganze eine Totgeburt,
wenn auch wunderhübsch anzusehen in seiner leinern-bibliophilen Ausgestaltung
samt Lesebändchen.