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In der Garage von Amanda Powell liegt ein toter Obdachloser, der offenbar
neben der bis zum Rand gefüllten Tiefkühltruhe verhungert ist.
Die Umstände dieses Todes interessieren den Journalisten Michael Deacon.
Bei den Recherchen über die Ignoranz gegenüber den Außenseitern
der Gesellschaft stößt er auch auf die vielen Fälle von
ungeklärten Vermißtenanzeigen. Wohlhabende Menschen, manche
sogar in hohen politischen Ämtern, verschwanden von einem auf den
anderen Tag von der Bildfläche, ohne auch nur eine Spur zu hinterlassen.
Bei all den hierzu ins Kraut geschossenen Spekulationen entdeckt Deacon
bei zwei vermißten Männern eine mögliche Querverbindung.
Unvermutete Unterstützung erhält der Journalist dabei von einem
14-jährigen Trebegänger, einem verklemmten Kollegen aus dem Archiv,
der über ein photographisches Gedächtnis verfügt sowie von
einem alten Anwalt im Ruhestand.
So verwickelt die Geschichte auch am Anfang erscheinen mag, Minette
Walters hat die Fäden bis zum Ende fest in ihrer Hand. Die inzwischen
mehrfach preisgekrönte Krimiautorin hat einmal mehr einen mitreißenden
Plot gestrickt, der einen bis zur letzten Seite gefangen hält. Nur
die Weltsicht des 14-jährigen Terry erweist sich in ihrer schnodderig
prophetischen Lakonie zuweilen als etwas überzogen. Andererseits sind
es gerade auch Figuren wie Terry und das sich bis zum Lebensende kasteiende
Todesopfer, die Klischees aufbrechen helfen und für Spannung über
das übliche Krimimaß sorgen. Dies und die Dynamik des Aufbaus
verleihen den Fragen nach dem Wer, Was und Warum eine voltenreiche Tiefgründigkeit,
die noch über die letzte Seite vorhält.
Weitere Besprechungen zu Werken von Minette Walters siehe:
Büchernachlese-Extra: Minette Walters